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Evolution dank Kochtopf

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Evolution dank Kochtopf
Das Garen von Nahrung war vermutlich ein entscheidender Durchbruch in der Entwicklungsgeschichte des Menschen, denn unsere Vorfahren konnten über die gekochten Lebensmittel mehr Energie aufnehmen. Das schließen Forscher aus Versuchen an Mäusen. Bei Fütterung mit gekochtem Fleisch legten die Nager mehr an Gewicht zu und waren aktiver als Vergleichstiere, die rohes Fleisch bekamen. Auf die Evolution des Menschen übertragen bedeutete dies: Unsere Vorfahren konnten ihr Gehirn vergrößern und ihre läuferischen Fähigkeiten verbessern, sagen die Wissenschaftler von der Harvard University. Warme Mahlzeiten trugen demzufolge entscheidend zur Entwicklung des modernen Menschen bei.

?Wir stecken so viel Energie in die Herstellung und die Optik unseres Essens ? dabei sind wir uns aber kaum bewusst, dass das einen Einfluss auf die Energiegewinnung für den Körper hat?, sagt Rachel Carmody. Gemeinsam mit dem Evolutionsbiologen Richard Wrangham ist sie dem Thema genauer auf den Grund gegangen. Er vermutet bereits seit Jahren, dass die Nutzung des Feuers zum Kochen von Fleisch ein entscheidender Schritt in der menschlichen Entwicklung war. Nun konnten die beiden Wissenschaftler diese These durch Versuchsergebnisse untermauern.

Carmody fütterte dazu zwei Gruppen von Mäusen je 40 Tage lang mit einer ganz bestimmten Diät: Fleisch und Süßkartoffeln ? seit jeher zwei der wichtigsten Nahrungsmittel des Menschen. Die Mäuse bekamen jeweils rohes oder gekochtes Fleisch mit ganzen oder zerstampften Süßkartoffeln. Zudem zeichnete die US-Forscherin das Gewicht der Nager auf und registrierten, inwieweit sie das Laufrad nutzten. Das eindeutige Ergebnis: Mäuse, die gekochtes Fleisch und zerstampfte Kartoffeln zu fressen bekamen, nahmen im Durchschnitt leicht zu, bewegten sich aber auch mehr. Dei Tiere dagegen, die rohes Fleisch bekamen, verloren an Gewicht. Ihnen stand weniger Energie für Bewegung und Körperaufbau zur Verfügung, schließen die Forscher.

?Zum ersten Mal haben wir eine klare Antwort auf die Frage, warum Kochen wichtig ist ? kulturübergreifend und biologisch gesehen: Es gibt uns mehr Energie. Und das ganze Leben dreht sich um Energie.? Den Forschern zufolge spielte also nicht nur der erhöhte Fleischkonsum, sondern auch das Kochen für die Entwicklung des Menschen eine entscheidende Rolle. Seit etwa 1,9 Millionen Jahren nahmen nicht nur die Körpergröße, sondern auch Größe und Komplexität des Gehirns der Vorfahren des modernen Menschen zu. Außerdem entwickelten sie ab diesem Zeitpunkt vermutlich auch eine weitaus größere Ausdauer.

Rachel Carmody (Harvard University, Cambridge) et al.: PNAS, Online Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1112128108 © wissenschaft.de ? Marion Martin
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