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Heldenhaft hilfsbereit

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Heldenhaft hilfsbereit
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Credit: Thinkstock
Hirnloses Rumballern fördert Gewaltbereitschaft und Aggression – diese Aussage entspricht dem vorherrschenden Image von Videospielen. Einige Studien haben tatsächlich auch entsprechend negative Effekte von Gewaltspielen aufgezeigt. Doch auch der gegenteilige Effekt durch „positive“ Videospiele wurde schon belegt: Heben sie soziales Verhalten hervor, können sie entsprechende Aspekte auch in der Realität fördern. Diese Aussage untermauern nun erneut die Ergebnisse einer US-Studie: Versuchspersonen, die in einer virtuellen Umgebung die Rolle eines Helden mit Superkräften übernommen hatten, zeigten anschließend im wirklichen Leben gesteigerte Hilfsbereitschaft.

Für die Studie rüsteten die Forscher um Robin Rosenberg von der Standford University 60 Studienteilnehmer mit einem Virtual Reality -Anzug aus. Er umfasst einen Helm, dessen Display eine dreidimensionale Sicht in einer computergenerierten Welt ermöglicht und Sensoren, die Bewegungen der Person in Aktionen eines virtuellen Stellvertreters umsetzen. Durch die Steuerung dieses sogenannten Avatars entstehen Illusionen realer Situationen und Handlungen in dem programmierten Umfeld.

Die Forscher teilten die Versuchsteilnehmer in zwei Hauptgruppen ein: Während die Probanden der einen in einer virtuellen Stadt die Fähigkeit zu fliegen besaßen, waren die Teilnehmer der anderen Gruppe passive Passagiere in einem Hubschrauber. Jeder Proband erhielt während des Versuchs entweder die Aufgabe, ein vermisstes zuckerkrankes Kind mit lebenswichtigem Insulin zu versorgen oder aber nur eine simple Sightseeingtour durch die virtuelle Stadt zu unternehmen. Es gab also am Ende vier Untergruppen: „Superhelden“ oder Hubschrauberpassagiere in lebensrettender Mission und im Hubschrauber sitzende oder aber flugfähige „Touristen“.

Wenn Forscher „versehentlich“ Stifte vom Tisch schubsen

Nach ihrem Ausflug in die virtuelle Welt befreiten die Forscher die Teilnehmer von ihrer Ausrüstung. Der Versuchsleiter stieß dabei vorgetäuscht zufällig einen Becher mit Stiften um, die sich auf dem Boden verteilten. Kameras dokumentierten nun, wie die Teilnehmer darauf reagierten. Die Auswertungen der Videos ergaben: Teilnehmer, die in der Computer-Realität flugfähig gewesen waren, halfen schneller und effektiver die Stifte aufzusammeln, als Testpersonen, die im virtuellen Helikopter geflogen waren. Dies galt überraschenderweise gleichermaßen für diejenigen, die als Retter unterwegs gewesen waren oder nur als Tourist fliegend durch die virtuelle Stadt gesaust waren. Es gab sogar sechs Versuchsteilnehmer, die gar nicht halfen, die Folgen des experimentellen Missgeschicks zu beseitigen: Alle von ihnen hatten zur Gruppe der Hubschrauberpassagiere gehört.

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Die Forscher vermuten, dass die Illusion von übernatürlichen Fähigkeiten bei den Testpersonen bestimmte Konzepte und Selbstbilder aktiviert hat, die mit der Vorstellung von Superhelden wie Superman verbunden sind. Dadurch hätten sie diese Identität zumindest für kurze Zeit verinnerlicht, einschließlich der Hilfsbereitschaft, die diese Figuren auszeichnet. Eine andere Möglichkeit sei allerdings auch, dass sich die tatkräftige Hilfsbereitschaft in der Realität aus dem aktiven Verhalten der Superhelden im Vergleich zu den passiven Passagieren entstanden war, räumen die Forscher ein. Die Frage, ob sich das virtuelle „Superman-Training“ gezielt nutzen lässt und wie lange sein Effekt anhält, müssen nun allerdings erst noch weitere Studien zeigen.

Robin Rosenberg (Standford University) et al.: PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0055003 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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