Arbeitslose finden schneller eine neue Stelle, wenn ihre engen Freunde berufstätig sind. Diesen Zusammenhang zeigt eine aktuelle Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA). Gingen die drei besten Freunde einer Beschäftigung nach, lag die Erfolgsquote für eine Wiederbeschäftigung innerhalb eines Jahres bei fast 30 Prozent. Waren sie dagegen selber arbeitslos, lag die Chance auf Wiederbeschäftigung des arbeitslosen Freundes bei unter zehn Prozent, wie das Institut mitteilt. Die Forscher um Konstantinos Tatsiramos vom IZA und Lorenzo Cappellari von der Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand sehen die Ursache in dem Informationsvorsprung durch Freunde, die auf offene Stellen hinweisen oder bei der Vermittlung eines Arbeitsplatzes helfen können.
Die Forscher nutzten für ihre Analysen die jährlich durchgeführte britische Haushaltsbefragung. Sie enthält neben Angaben zur Beschäftigungssituation der Befragten auch Informationen zu deren drei besten Freunden. Von den über 3.000 interviewten Nichtbeschäftigten fand im Schnitt jeder Fünfte innerhalb eines Jahres einen neuen Job. Unter Einbeziehung des Faktors „Freunde“ kamen die Forscher zu ihrem Ergebnis: Es ergab sich eine durchschnittliche Steigerung der „Jobfindungsrate“ um 3,7 Prozentpunkte für jeden zusätzlichen Freund mit Arbeitsplatz.
Den Forschern zufolge wäre eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang der soziale Druck, der entsteht, wenn der gesamte Freundeskreis arbeitet. Das könnte zu verstärkten Anstrengungen bei der eigenen Jobsuche führen. Auch der Mangel an gemeinsamen Freizeitaktivitäten könnte zusätzlich motivieren.
Die Forscher halten das aber nicht für den ausschlaggebenden Grund: „Wenn das so wäre, dann würden wir erwarten, dass die Betroffenen eher bereit wären, auch befristete oder schlecht bezahlte Tätigkeiten anzunehmen“, erklärt Tatsiramos. „Tatsächlich aber waren die erzielten Löhne höher und die Arbeitsverhältnisse stabiler, je mehr Freunde ebenfalls einer Beschäftigung nachgingen.“ Vermutlich sei deshalb die Ursache für den größeren Erfolg bei der Jobsuche eher in der aktiven Hilfe durch das soziale Netzwerk zu sehen. Gute Freunde geben offenbar Tipps und halten Augen und Ohren offen, um den arbeitslosen Freund bei der Jobsuche zu unterstützen, so das Fazit der Forscher.
Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit dapd/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg