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Ein dunkles Geheimnis

Geschichte|Archäologie

Ein dunkles Geheimnis
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Das Schwarze Loch im Zentrum der Spiralgalaxie M81. (Foto: NASA)
1964 erschienen die „Black Holes” erstmals im Druck. Doch von wem stammt die Bezeichnung?

Nicht nur bild der wissenschaft hat 2014 sein 50-jähriges Jubiläum, sondern auch die Bezeichnung „Schwarze Löcher”. Bis vor Kurzem wurde die Einführung des Begriffs in die Astrophysik noch auf das Jahr 1967 datiert. Damals hörte John A. Wheeler von der University of Texas in Austin den Namen bei einer Diskussion nach einem Vortrag über kollabierte Sternkerne. Er gefiel ihm so gut, dass er ihn ein Jahr später in einem Artikel in die astronomische Fachliteratur einführte.

Tatsächlich war von „Schwarzen Löchern” im All aber schon einige Jahre vorher die Rede. Das hat Marcia Bartusiak, Professorin für Science Writing am Massachusetts Institute of Technology, letztes Jahr auf dem Texas Symposium on Relativistic Astrophysik berichtet. Diese berühmte Konferenz-Reihe, die auch viel dazu beitrug, dass die „Theoriegebilde” Schwarze Löcher von Astrophysikern als reale Himmelskörper anerkannt wurden, feierte 2013 ihr 50-jähriges Jubiläum. Marcia Bartusiak fand heraus, dass beim ersten Symposium 1963 in Dallas die Bezeichnung „black hole” fiel. Niemand weiß mehr, wer das dort damals gesagt hatte – und kurioserweise hatte sogar John Wheeler selbst damals vorgetragen. Dass von Schwarzen Löchern gesprochen wurde, geht aus einem Konferenzbericht hervor, den der Wissenschaftsredakteur Al Rosenfeld vom Magazin Life in der Ausgabe vom 24. Januar 1964 publizierte. Marcia Bartusiak sprach mit Rosenfeld, und der bestätigte, dass er den Begriff nicht erfunden hatte. Er konnte sich aber auch nicht mehr erinnern, wer ihn auf dem Texas Symposium gebraucht hatte.

In Life sind die Black Holes aber nicht zum ersten Mal im Druck erschienen. Diese Ehre gebührt den Science News Letters (die inzwischen Science News heißen). Die Ausgabe vom 18. Januar 1964 brachte einen Artikel der Journalistin Ann Ewing mit der Überschrift „,Black Holes‘ in Space”. Der Vorspann lautete: „Die extrem verdichteten sterbenden Sterne, die über den Weltraum verteilt sind, helfen herauszufinden, wie sich Materie verhält, wenn sie in ihrem eigenen Gravitationsfeld eingeschlossen ist” – eine Frage, die bis heute nicht gelöst ist.

Ann Ewing berichtete von einer Konferenz der American Association for the Advancement of Science (AAAS), die ebenfalls bis heute jährlich stattfindet. Auch auf dieser Konferenz wurde im Januar 1964 in Cleveland, Ohio, von Black Holes gesprochen. Aber Ann Ewing zitierte ebenfalls niemanden konkret. Der NASA-Astrophysiker Hong-Yee Chiu, der die AAAS-Sektion organisiert hatte, meint, dass er damals „Black Holes” gesagt haben könnte, die Bezeichnung jedoch sicher nicht erfunden habe. Er erinnert sich an ein Seminar in Princeton 1960 oder 1961, bei dem der Physiker Robert Dicke einen Vortrag über die gravitativ kollabierten Objekte hielt. Dicke, so Chiu, habe sie mit dem „ Schwarzen Loch von Kalkutta” verglichen, einem dort im 18. Jahrhundert errichteten winzigen Gefängnis.

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Bartusiak nahm mit Martin McHugh Kontakt auf, der zurzeit eine Biografie über Dicke schreibt. Dessen Kinder erinnern sich, so McHugh, dass Dicke immer wieder scherzte, wenn etwas im Haus verschwunden war, es sei wohl im „Schwarzen Loch von Kalkutta” verschwunden. Vielleicht hat also Dicke die Astrophysiker indirekt inspiriert, auf dem Texas Symposium und dem AAAS-Meeting von „Black Holes” zu sprechen. Unter Forschern etabliert hat sich der Begriff aber erst, als John A. Wheeler ihn einige Jahre später Kraft seiner Autorität legitimierte.

Fazit: Ob Schwarze Löcher Informationen unwiderruflich vernichten, ist seit Stephen Hawkings Überlegungen von 1975 ein strittiger Punkt unter Physikern – bis heute. Immerhin zeigt die Wissenschaftsgeschichte, dass zumindest die Informationen über den Begriff „Schwarze Löcher” verschwinden können.

© wissenschaft.de – Rüdiger Vaas
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