In einem ersten Experiment zeigten die beiden Psychologen 33 Kindern zwischen sechs und neun Monaten Bilder, auf denen je ein Lebensmittel und ein Körperteil zu sehen war ? wie beispielsweise ein Apfel und eine Nase oder eine Banane und Augen. Ein Elternteil der Babys fragte jeweils nach einem der beiden Objekte. Um herauszufinden, ob die Kinder tatsächlich den Begriff mit dem Objekt verbanden, stellten die Eltern den Satz von Bild zu Bild unterschiedlich: Siehst du den Apfel? Schau mal, die Nase! Wo ist die Banane?
Jede Nase ist anders
Die Wissenschaftler nahmen an, dass die Kinder das genannte Objekt länger anschauen, wenn sie es erkennen. Entsprechend zeichneten sie auf, wie lange die Kleinen jeweils ihren Blick auf ein Objekt richteten.
In einem zweiten Versuch bekamen die Kinder die gleichen Lebensmittel und Körperteile zu sehen, allerdings in einem natürlichen Zusammenhang: den Apfel in der Obstschale und die Nase im Gesicht eines Menschen. ?Es gibt diverse Varianten von Äpfeln und Nasen. Und Nase bedeutet nicht zwangsläufig ?deine Nase?. Es kann jedermanns Nase gemeint sein. Das erschwert das Wörterlernen: Sie gehören nicht nur zu Individuen, sondern auch zu Kategorien?, erklärt Elika Bergelson die Erweiterung ihres Experiments.
Das Ergebnis: Die meisten Kinder schauten tatsächlich länger auf das genannte Objekt. Und zwar sowohl im direkten Vergleich mit einem anderen Objekt als auch im Kontext, den sie aus ihrem Alltag kannten. ?Das ist überraschend, weil Kinder in diesem Alter weder sprechen noch zeigen oder laufen können. Aber dennoch scheinen sie Dinge in ihrer Umgebung einzuordnen?, resümiert Bergelson.
Kaum Fortschritte in den folgenden Monaten
Und die Ergebnisse halten eine weitere Überraschung parat: Der Vergleich mit 50 Kleinkindern im Alter zwischen zehn und zwanzig Monaten ergab, dass die Trefferquote erst ab dem 14. Monat nachweisbar besser wurde. Über die Gründe können die Wissenschaftler nur spekulieren. So sei ein Sprachverstehen über einzelne Wörter hinaus eventuell an den eigenen Sprachgebrauch gekoppelt, sodass die Kinder erst um ihren ersten Geburtstag herum diese Fähigkeit spürbar verbessern. Zum anderen könnte die zunehmende Neugier zu einer größeren Ablenkung führen, sodass der Fortschritt zwischen dem 8. und dem 14. Monat unmessbar klein ist.
Trotz dieser offenen Fragen konnten die beiden Psychologen erstmals belegen, dass Kinder sehr viel früher als gedacht beginnen, Wörter richtig zuzuordnen. ?Ich finde, das ist eine ganz tolle Nachricht für Eltern: Kleine Kinder reagieren nicht besonders darauf, wenn man mit ihnen spricht. aber sie verstehen einiges. Und je mehr sie wissen, desto besser können sie darauf aufbauen?, sagt Daniel Swingley.