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Karriere: Klug und blass verliert

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Karriere: Klug und blass verliert
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Manipuliertes Gesicht: Links blasse und rechts gesunde Hautfarbe, oben geringere, unten höhere Intelligenz. (: Spisak, B. et al.)
Egal, ob es darum geht, einen Bewerber für eine Führungsposition auszuwählen oder einen Politiker für einen wichtigen Posten: Immer spielt unbewusst auch das Aussehen der Kandidaten eine wichtige Rolle. Dabei haben aber keineswegs die intelligenter wirkenden Bewerber die Nase vorn, wie eine Studie nun belegt. Stattdessen werden diejenigen bevorzugt, die gesund aussehen – selbst wenn ihre Gesichtszüge auf keine sehr große Klugheit schließen lassen. Eine Chance hatten die klugen, aber blassen Bewerber nur dann, wenn es bei der Führungsposition vor allem auf Kooperation und Verhandlungsgeschick ankam.

Erst vor kurzem haben US-Forscher davor gewarnt, die Persönlichkeit eines Menschen an seinem Gesicht ablesen zu wollen. Denn dieser vermeintliche Zusammenhang von Gesichtszügen und Wesen sei längst widerlegt. Doch das ändert nichts daran, dass wir uns unbewusst dennoch vom Aussehen anderer beeinflussen lassen. Daher ist es auch kein Zufall, dass attraktive Kandidaten bei Bewerbungen größere Chancen haben und auch als Politiker schadet gutes Aussehen keineswegs – eher im Gegenteil. Brian Spisak von der Universität Amsterdam und seine Kollegen wollten es aber noch etwas genauer wissen. Sie haben sich gefragt, welche Merkmale einem Bewerber eher die Chance auf einen Führungsposten verleihen: ein intelligentes oder ein gesundes Aussehen. Beide Eigenschaften gelten als Unterkomponente der Attraktivität und sie tragen dazu bei, jemanden kompetent und fähig erscheinen zu lassen.

Für ihre Studie führten die Forscher ein Experiment mit 69 Frauen und 79 Männern durch. Diese erhielten die Aufgabe, für einen fiktiven Führungsposten in einem großen Unternehmen Bewerber auszuwählen. Auf dem Bildschirm wurde ihnen dabei zunächst kurz beschrieben, welche Aufgaben der Posten beinhaltete. Dabei gab es vier verschiedene Szenarien. So sollte der künftige Manager entweder die Firma im Wettbewerb stärken oder Kooperationsverhandlungen leiten, er sollte die bestehenden Handelsbeziehungen pflegen oder aber neue Märkte erschließen. Als Bewerber erschienen auf dem Bildschirm jeweils paarweise Portraits einer Person, deren Gesichtszüge per Bildbearbeitung so verändert worden waren, dass sie intelligent oder weniger intelligent und gesund oder weniger gesund wirkten. Nachdem die Probanden alle vier Szenarien mit jeweils sechs Portraitpaaren durchgespielt hatten, stuften die Probanden jedes Gesicht noch einmal einzeln danach ein, wie attraktiv, intelligent, gesund und maskulin es auf sie wirkte.

Hauptsache gesund

Wie sich zeigte, scheint Gesundheit wichtiger zu sein als Intelligenz – zumindest wenn es um das Aussehen von potenziellen Führungskräften geht. Die Teilnehmer bevorzugten bei fast allen Szenarien jeweils das Gesicht, das gesünder aussah. Die blasseren Portraits hatten dagegen wenig Chancen. Das war auch dann der Fall, wenn die Varianten mit der gesunden Gesichtsfarbe durch ihre Proportionen eher eine geringere Intelligenz vermittelten. Nur in dem Szenario, in dem es um Kooperation und Verhandlungen ging, hatten auch die klug, aber blass aussehenden Bewerber eine Chance. Interessant auch: Die Probanden stuften die Gesichter als besonders maskulin ein, deren Merkmale auf eine eher geringe Intelligenz, aber gute Gesundheit hinzudeuten schienen.

„Wenn Sie für eine Führungsposition ausgewählt werden möchten, dann ist intelligentes Aussehen eher ein optionales Extra“, sagt Spisak. „Es zahlt sich dagegen aus, gesund auszusehen – was auch erklärt, warum so viele Politiker und Manager viel Zeit, Aufwand und Geld in ihr Aussehen investieren.“ Wie schon frühere Studien demonstriere auch dieses Experiment, dass äußerliche Merkmale die Entscheidung für oder gegen eine Person als Führungskraft beeinflussen, konstatieren die Forscher. Weil aber Äußeres und tatsächliche Fähigkeiten leider nicht automatisch übereinstimmen, kann dies zu Fehlentscheidungen führen. „Ein Kandidat, der eine weniger gesunde Gesichtsfarbe hat als ein Konkurrent, könnte demnach ausscheiden, obwohl er eigentlich für den Job besser geeignet wäre“, so Spisak und seine Kollegen. Solche kognitiven Kurzschlüsse gelte es daher zu vermeiden.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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