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Erforschtes Tablettenschlucken – so klappt’s!

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Erforschtes Tablettenschlucken – so klappt’s!
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Credit: Thinkstock
„Wie soll ich diese dicken Dinger denn nur runterwürgen?“ Viel Menschen haben enorme Schwierigkeiten bei der Einnahme von Tabletten und Kapseln. Deutsche Forscher haben sich diesem Problem nun erstmals systematisch gewidmet: Sie konnten zeigen, dass zwei Techniken tatsächlich die Einnahme sperriger Medikamente deutlich erleichtern. Dabei kommt es offenbar darauf an, ob man es mit Tabletten oder Kapseln zu tun hat. Ärzte sollten ihre Patienten auf diese Tricks aufmerksam machen, sagen die Forscher.

Schluckschwierigkeiten sind ein nicht zu unterschätzendes Problem: Eine Umfrage hat ergeben, dass sie mehr als ein Drittel aller Patienten von Hausärzten plagen. Die Tabletten bleiben ihnen im Rachen hängen, lösen Würgereiz aus oder sogar Erbrechen. Das kann sogar bedenkliche Folgen haben: Beinahe jeder zehnte Betroffene verzichtet lieber ganz auf die Medikamente, ergab die Umfrage. Die Forscher um Walter Haefeli vom Universitätsklinikums Heidelberg wollten mit ihrer Studie nun herausfinden, inwieweit die richtige Technik beim Schlucken das Problem bekämpfen kann.

Für die Studie schluckten 151 gesunde Probanden im Alter von 18 bis 85 Jahren 16 verschiedene wirkstofflose Tabletten und Kapseln zunächst so, wie sie es gewohnt waren. Auf einer Skala bewerteten sie anschließend, wie gut oder schlecht sich die einzelnen Versionen in den Magen befördern ließen. Am schwierigsten erwiesen sich erwartungsgemäß die jeweils beiden größten Tabletten und Kapseln. 56 Prozent der Testpersonen gab an, sie nur mit Mühe oder gar nicht schlucken zu können. Dafür gab es aber keine krankhaft bedingten Ursachen. Diese Tabletten und Kapseln wurden für die nachfolgenden Tests der beiden Schlucktechniken ausgewählt.

Die „Tabletten-Flaschen-Technik“

Die Probanden befolgten nun genau die Anweisungen der Forscher. Für die Einnahme der Tabletten vermittelten die Forscher ihnen den „Tabletten-Flaschen-Trick“. Dabei kommt eine flexible Plastikflasche mit nicht zu enger Öffnung zum Einsatz, aus der das Wasser gut eingesaugt werden kann. Die Tablette wird auf die Zunge gelegt und dann die Lippen dicht um die Flaschenöffnung geschlossen. Die nachgiebige Plastikflasche ermöglicht es nun, einen kräftigen Schluck Wasser einzusaugen und mitsamt der Tablette geschwind hinunterzuschlucken. Der Kopf darf dabei leicht nach hinten geneigt sein. Die Tablette folgt so der Schwerkraft zum Zungengrund und wird beim Schlucken optimal mitgespült.

Bei Kapseln bringt’s der „Nick-Trick“

Für die Beförderung der dicken Kapseln brachten die Forscher den Studienteilnehmern den sogenannten „Nick-Trick“ bei. Er eignet sich bei Kapseln besser als die Flaschen-Technik, weil sie, anders als Tabletten, leichter als Wasser sind, sagen die Forscher. Bei diesem Trick wird die Kapsel auf der Zunge positioniert und ein Schluck Wasser aufgenommen, allerdings ohne ihn sofort hinunter zu schlucken. Nun senkt man den Kopf nach vorn, Kinn in Richtung Brust. Bei geneigtem Kopf steigt die Kapsel nun in Richtung des jetzt höher liegenden Rachens auf und lässt sich so leichter schlucken, sagen die Forscher.

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Den Äußerungen der Probanden zufolge hatte die genaue Anwendung der beiden Techniken rutschenden Erfolg: Rund zwei Drittel von ihnen berichteten anschließend, dass sie durch die Flaschen-Technik mit den großen Tabletten deutlich besser zurechtkamen. Bei den Kapseln hatte dank der „Nick-Technik“ sogar keiner der Probanden mehr Probleme mit den sperrigen Schluck-Objekten.

Der nächste Schritt sei nun, die Techniken möglichst vielen betroffenen Patienten zu vermitteln, sagen die Forscher. „Probleme beim Tabletteneinnehmen werden in den Arztpraxen noch zu wenig thematisiert“, so Haefeli. „Es lohnt sich, als Arzt einmal nachzufragen, um überhaupt mit solchen Tipps weiterhelfen zu können. Außerdem bestehe häufig die Möglichkeit, auf eine andere Medikamentenmarke mit kleineren oder anders geformten Tabletten beziehungsweise Kapseln auszuweichen. „Auch das kann den Patienten schon helfen“, betont der Mediziner.

Quellen:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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