Ein einziges Gen der Termitenkönigin hält ihre Arbeiter in Schach und verbietet ihnen, sich zu vermehren oder selbst Herrscherin werden zu wollen. Sterben Königin oder König, sind die Arbeiter in der Lage, deren Position in kürzester Zeit einzunehmen. Deutsche Forscher haben nun herausgefunden, dass das Gen namens Neofem2 den Königinnenstatus sichert. Als Judith Korb von der Universität Osnabrück und ihre Kollegen Neofem2 bei der Königin ausschalteten, nahmen die Arbeiter diese nicht mehr als Herrscherin wahr und stritten sich um die Nachfolge.
Bei vielen staatenbildenden Insekten gibt es eine strikte Klassentrennung zwischen Arbeitern und sich fortpflanzenden Tieren. Bei Termiten der Art Cryptotermes secundus können die Arbeiter den Platz ihrer Könige und Königinnen einnehmen, sobald diese gestorben sind. Bisher war unklar, was das Verhalten der Arbeiter steuert. Das Team um die Forscherin Judith Korb beobachtete die australische Termitenart und fand heraus, dass das Gen Neofem2 der Königin das Fortpflanzungsverhalten der Arbeiter unterdrückt. Durch das aktive Gen scheidet die Königin ein Protein aus, das den Arbeitern ihren Status vermittelt.
Nachdem die Forscher das Gen bei der Königin ausgeschaltet hatten, änderte sich nichts in ihrem Verhalten. Das Termitenvolk hingegen begehrte auf und verhielt sich so, als sei es führungslos. Die Termitenarbeiter, die den Herrscherstatus für sich beanspruchten, legten nun ein sehr viel dominanteres Verhalten an den Tag. Die Wissenschaftler sehen in ihren Ergebnissen auch einen neuen Ansatz zur Insektenbekämpfung. Denn der Einsatz von chemischen Genschaltern führt zur Anarchie in der Termitengesellschaft.
Judith Korb (Universität Osnabrück)et al.: Science, Bd. 324, S. 758, doi: 10.1126/science.1170660 ddp/wissenschaft.de ? Bele Boeddinghaus