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Alle Macht den Frauen

Erde|Umwelt

Alle Macht den Frauen
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Die Ameisenart Mycocepurus smithii vermehrt sich ausschließlich über Jungfernzeugung. Die nahe Verwandtschaft hilft vermutlich, Konflikte zu vermeiden.
Eine südamerikanische Ameisenart setzt kompromisslos auf Frauenpower: Sie hat die Männchen komplett abgeschafft. In den Kolonien von Mycocepurus smithii existieren ausschließlich genetisch identische Weibchen, wie amerikanische Forscher jetzt herausgefunden haben. Damit ist sie bislang die einzige Art, die sich ausschließlich asexuell vermehrt. Obwohl eine solche Vermehrungsstrategie beträchtliche Nachteile mit sich bringt, ist Mycocepurus smithii weit verbreitet ? die Vorteile für die Ameisen scheinen also die Nachteile zu überwiegen. Möglicherweise vermeiden die Ameisen durch die nahe Verwandtschaft Konflikte zwischen Königinnen und Arbeiterinnen, berichten Anna Himler von der Universität von Arizona in Tucson und ihr Team.

In früheren Studien hatten Forscher bereits über 200 Ameisennester untersucht, ohne jemals auf ein Männchen zu stoßen. Himler und ihr Team sammelten nun für ihre neue Studie in Panama fünf verschiedene Kolonien und beobachteten sie fünf Jahre lang im Labor. Während dieser Zeit schlüpfte kein einziges Männchen. Als die Forscher zusätzlich jeweils das Erbgut von Königinnen und Arbeiterinnen aus zwölf weiteren Kolonien verglichen, stellten sie fest, dass es identisch und die Arbeiterinnen somit Klone der Königinnen waren. Da sich die Geschlechtsorgane der Königinnen bereits zurückgebildet hatten, müsse die Umstellung auf die männerfreie Jungfernzeugung schon länger zurückliegen, vermuten die Forscher.

Nun suchen die Wissenschaftler nach dem Grund für diese Fortpflanzungsform. Da bei der asexuellen Vermehrung die genetische Durchmischung fehlt, sinkt normalerweise nach und nach die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Die meisten Lebewesen vermehren sich daher sexuell, obwohl diese Art der Fortpflanzung sehr zeit- und energieaufwendig ist. Die Vermutung, die Ameisen könnten von Parasiten befallen sein, die wiederum die Jungfernzeugung auslösen, bestätigte sich jedoch nicht. Vorstellbar sei allerdings, dass die Ameisen durch die asexuelle Vermehrung Konflikte zwischen Königinnen und Arbeiterinnen vermeiden, erklären die Forscher: Je näher die Verwandtschaft, desto stärker unterstützen die Arbeiterinnen ihre Königin. Umgekehrt gilt, je geringer der Verwandtschaftsgrad, desto höher ist das Risiko von Meutereien.

Allerdings scheinen die Ameisen einen Trick zu nutzen, um genetisch nicht völlig in eine Sackgasse zu geraten: Die Tiere kultivieren im Gegensatz zu anderen Arten nicht nur eine einzige Pilzart in ihren Nestern, sondern bauen in unterschiedlichen Nestern unterschiedliche Arten an. Dadurch müssen sie sich immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen, was die Folgen der asexuellen Fortpflanzung nach Ansicht der Wissenschaftler mildern könnte.

Anna Himler (Universität von Arizona, Tucson) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2009.0313 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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