Delfinkälber lernen diese besondere Technik von ihren Müttern, die ihnen das Ernten von Schwämmen und das Durchwühlen des Meeresgrundes beibringen. Wie die Forscher nun beobachteten, zeigen die weiblichen Jungtiere ein deutlich höheres Interesse am Erlernen der Technik. Während zehn von elf weiblichen Tieren ausdauernd übten, interessierten sich nur zwei von acht männlichen Tümmlerjungen für die Unterrichtsstunde. Die männlichen Delfinnachkommen warteten lieber an der Wasseroberfläche auf ihre Mütter, bis diese die Unterrichtseinheit beendet hatten.
Die Jagdtechnik wirkt sich auch auf das Sozialleben aus, sagt Mann. Demnach verbringen schwammjagende Weibchen 80 Prozent ihrer Zeit alleine oder mit einem Kalb. Dennoch beeinträchtigt dieses Verhalten nicht den Erfolg bei der Fortpflanzung. Weibliche Delfine haben gleich viele Nachkommen, egal ob sie mit Schwämmen jagen und daher weniger Zeit mit anderen Delfinen verbringen, oder ob sie konventionell auf die Jagd gehen.
Warum die Methode bei Männchen und Weibchen unterschiedlich beliebt ist und nicht alle Weibchen die Technik anwenden, ist noch nicht vollständig geklärt. Mann vermutet, dass die Jagd mit dem Schwamm energieraubender ist als das gewöhnliche Fangen der Beute. Der sandige Meeresgrund liegt nämlich um einige Meter tiefer als das gewöhnliche Jagdrevier der Delfine. Durch die Schwammtechnik könnten die Tiere dort Fische fangen, die sonst unentdeckt geblieben wären. Einen richtigen Vorteil bringt die Methode jedoch nicht: Beide Delfingruppen seien in etwa gleich erfolgreich bei der Nahrungssuche, erklärt Mann.