Forscher haben in Schottland Fossilien einer bisher unbekannten Schildkrötenspezies gefunden. Die Abdrücke der Überreste der 164 Millionen Jahre alten Knochen des gepanzerten Tieres geben Aufschluss über die Evolution der Reptilienordnung der Schildkröten, erklären Jérémy Anquetin und sein Team vom naturgeschichtlichen Museum auf Skye, Schottland.
Die Wissenschaftler entdeckten in einem Felsblock auf der schottischen Insel Skye mehrere Fossilien längst ausgestorbener Tierarten. Neben den Artefakten von Haien und Salamandern fanden sie Bruchstücke einer bisher unbekannten Schildkrötenspezies. In monatelanger Kleinarbeit legten Spezialisten vier gut erhaltene Skelette und die Überreste von mindestens zwei weiteren Schildkröten frei. Diese Sammlung ist der bisher älteste Fund von Schildkrötenfossilien, sagen die Forscher. Das Fundstück stammt aus dem
Mitteljura, jenem Kapitel der Erdgeschichte, das vor rund 161 Millionen Jahren begann und etwa 10 Millionen Jahre andauerte.
Die Eileanchelys waldmani getaufte Schildkrötenart lebte vor etwa 165 Millionen Jahren in den Seen und Lagunen des heutigen Schottlands. Während die meisten heutigen Schildkrötenarten im Wasser beheimatet sind, waren die Urschildkröten Landbewohner, erläutert Anquetin. Die Landschildkröten lebten vor 210 Millionen Jahren in der erdgeschichtlichen Periode des Trias, einem Zeitraum vor etwa 250 Millionen Jahren bis etwa vor 200 Millionen Jahren. Bisher nahmen die Forscher zwar an, dass die Anpassung der Schildkröten an das Leben im Wasser bei den Urschildkröten vollzogen wurde, jedoch hatten die Wissenschaftler bis zum Fund der Eileanchelys Schildkröte keine Beweise für diese Theorie.
Die urzeitlichen Schildkrötenfunde zeigen, dass sich die Umweltbedingungen in der Gegend des Fundortes vor 164 Millionen Jahren deutlich von den heutigen unterscheiden, berichten die Forscher. Nachdem die Fossilien neben im Wasser lebenden Tieren wie Haien gefunden wurden, schließen die Forscher auf Lagunen mit geringem Salzgehalt, Auen und Frischwasserseen als bevorzugten Lebensraum der Schildkröten.
Jérémy Anquetin (Natural History Museum, Großbritannien) et al.: Proceedings of the Royal Society B: BiologicalSciences, (DOI:10.1098/rspb.2008.1429). ddp/wissenschaft.de ? Stefan Pröll