Nach Stress sind Vogelkinder besser fürs Leben gerüstet: Wenn junge Stare Stresshormonen ausgesetzt sind, verbessern sich ihre Flugfertigkeiten. Zum einen sind sie geschickter beim Fliegen, und zum anderen haben sie größere Flügel und eine kräftigere Flugmuskulatur. Dies berichten Biologen um Gary Burness von der Trent-Universität in Peterborough. Stresshormone wirken sich auf Jungvögel also nicht, wie bislang angenommen, ausschließlich negativ aus, sondern bereiten sie möglicherweise besser auf schwierige Umweltbedingungen vor.
Gerät eine Vogelmutter unter Stress, können Hormone wie beispielsweise
Cortisol von der Mutter auf ihre Eier übergehen und auch die körperlichen Eigenschaften der Jungvögel beeinflussen. Viele dieser Effekte, hatten bisherige Studien gezeigt, wirkten sich negativ auf den Nachwuchs aus ? zum Beispiel, dass die Jungtiere beim Schlüpfen kleiner sind und anschließend langsamer wachsen. Die kanadische Untersuchung zeigt nun jedoch, dass der Stress der Mutter auch vorteilhafte Folgen für ihren Nachwuchs haben kann. Dazu hatten die Forscher das Stresshormon
Corticosteron in das Eigelb frisch gelegter Stareneier gespritzt. Anschließend wurden die Jungvögel von Geburt an bis zum Alter von drei Wochen regelmäßig gewogen und vermessen. Außerdem wurde die Flugfähigkeit der Vögel bei ihren ersten Flugversuchen untersucht.
Wenn die Jungstare im Ei Stresshormonen ausgesetzt waren, wuchsen ihre Flügel nach dem Ausschlüpfen schneller als bei anderen, unbehandelten Starenkindern, zeigte die Auswertung. Sie hatten stärkere Brustmuskeln, eine größere Flügelfläche und besser funktionsfähige Flügel. Dabei ließen sich keine Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Starenküken beobachten.
Die Stresshormone der Mutter könnten den Jungtieren signalisieren, dass sie in einer schwierigen, riskanten Umgebung aufwachsen werden, schreiben Burness und sein Team. Die dadurch ausgelösten besseren Flugfähigkeiten könnten somit eine sinnvolle Anpassung an diese schwierigen Bedingungen darstellen und so die Überlebensfähigkeit erhöhen.
Gary Burness (Trent-Universität in Peterborough) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2008.1294 ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein