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Verfliegen ausgeschlossen

Erde|Umwelt

Verfliegen ausgeschlossen
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Teichrohrsänger können Längen- und Breitengrad bestimmen. Bild: Wikinoby, wikipedia.de
Junge Zugvögel orientieren sich schon bei ihrem ersten Rückflug aus den Überwinterungsquartieren in Westafrika nach Nordeuropa an einer inneren Landkarte. Sie können dabei sowohl ihre Position in Nordsüd-Richtung als auch in Ostwest-Richtung abschätzen und Abweichungen vom Weg in die nördlichen Brutgebiete kompensieren. Das haben Zoologen um Henrik Mouritsen von der Universität Oldenburg durch Untersuchungen des Zuges von Teichrohrsängern gezeigt. Sie versetzten die Singvögel auf ihrem Flug nach Norden tausend Kilometer nach Osten. Die Vögel ließen sich dadurch nicht irritieren und strebten zielsicher in die korrekte Himmelsrichtung zu ihren Brutgebieten. Wie die Vögel diese Meisterleistung in Sachen Orientierung schaffen, ist noch nicht geklärt.

Zugvögel können sich tagsüber am Sonnenstand und nachts am Sternenhimmel über ihre Nordsüd-Position, die geographische Breite, orientieren. Außerdem können sie den Winkel der Magnetfeldlinien zum Erdboden zum Navigieren nutzen. Dieser ändert sich mit der geographischen Breite. Unbekannt war bislang, ob und wie eine Navigation in Ostwest-Richtung erfolgt. Die Forscher um Mouritsen verschoben daher nun 13 Teichrohrsänger in speziellen Käfigen um etwa tausend Kilometer aus der Gegend von Kaliningrad in ein Gebiet nahe Moskau. Von Kaliningrad aus hätten die Vögel ihre Brutgebiete in nordöstlicher Himmelsrichtung erreicht, von Moskau aus in nordwestlicher Richtung.

Zur Überraschung der Forscher orientierten sich die Vögel sofort in die richtige Himmelsrichtung Nordwest. „Die Überraschung war so groß, dass wir in den folgenden zwei Jahren den Versuch nochmals wiederholten, um ganz sicher zu gehen“, sagt Mouritsen gegenüber wissenschaft.de. Die Vögel befinden sich in den Versuchen in Käfigen mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern. Sie hüpfen darin in ihre Flugrichtung und hinterlassen auf druckempfindlichem Papier Spuren.

Zwei Erklärungsmöglichkeiten erwägen die Forscher für die Frage, wie die Vögel diese Orientierungsleistung schaffen. Einerseits könnten die Tiere geringe Variationen im Magnetfeld der Erde in Ostwest-Richtung zur Navigation nutzen. „Damit hätten sie eine grobe Idee, wo sie sind“, sagt Mouritsen. Andererseits könnten die Zugvögel auch eine Art Jetlag-Effekt nutzen: Die innere Uhr des Vogels ist gegen die lokale Tageszeit verstellt und erlaubt, größere Abweichungen vom Kurs zu korrigieren.

Die Forschungsergebnisse sind für den Naturschutz wichtig, um beispielsweise gefährdete Zugvogelarten von Gefahrenstellen abzuhalten. „Wenn wir die Navigation der Vögel nicht verstanden haben, können wir die Vögel nicht umleiten“, erklärt Mouritsen.

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Henrik Mouritsen (Universität Oldenburg) et al.: Current Biology, DOI: 10.1016/j.cub.2008.01.018 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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