Die Weibchen der Rothirsche wählen sich ihren Paarungspartner nach dessen Brunftschrei aus und nicht nach Merkmalen wie der Größe des Geweihs. Aus dem Röhren können sie direkt auf die Körpergröße des Hirsches schließen und sich das größte Männchen aussuchen, das den kräftigsten Nachwuchs verspricht. Da sich die Hirsche nachts paaren, können die Weibchen die Größe der möglichen Partner nur so über größere Entfernungen sicher bestimmen, erklären die Forscher um Ben Charlton von der Universität in Sussex.
Für ihre Studie beobachteten die Wissenschaftler brünstige Hirschkühe einer Versuchsfarm bei Clermont Ferrand in Frankreich. Diesen spielten sie aus zwei Lautsprechern Brunftschreie männlicher Hirsche vor und vermittelten den Weibchen so den Eindruck zweier miteinander um ihre Gunst konkurrierender Hirsche. Der Klang des Röhrens wird unter anderem von der Größe des Stimmapparats beeinflusst, die von der Gesamtkörpergröße abhängt. Nur dieser Anteil des Klanges war in den vorgespielten Brunftschreien verändert. Die Hirschkühe liefen während des Experiments bevorzugt zu dem Lautsprecher, aus welchem der Brunftschrei ertönte, der den größeren Hirsch vermuten ließ.
Schon in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass Hirschkühe größere Hirschmännchen für die Paarung bevorzugen, da sie sich davon größeren, konkurrenzfähigeren Nachwuchs erhoffen. Auch bei anderen Tierarten könnte die Bevorzugung größerer Männchen als Paarungspartner mindestens teilweise über den Klang der Stimme vermittelt sein, so die Forscher.
Ben Charlton (Universität von Sussex) et al.: Biology Letters (DOI: 10.1098/rsbl.2007.0244). ddp/wissenschaft.de ? Tobias Becker
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