Männliche Wespenspinnen legen ihrer Partnerin nach dem Geschlechtsakt eine Art Keuschheitsgürtel an: Bei der Begattung bricht die Spitze des männlichen Genitals ab und verstopft die weibliche Geschlechtsöffnung, haben Stefan Nessler von der Universität Bonn und seine Kollegen beobachtet. Damit können die Spinnenmännchen zwar weitere Paarungen des promiskuitiven Weibchen mit seinen Rivalen nicht verhindern, wohl aber, dass bei diesen Begegnungen Nachkommen gezeugt werden.
Flieht ein Wespenspinnenmännchen nach der Begattung nicht schnell genug, wird es vom Weibchen getötet und verzehrt. Bei der überstürzten Flucht bricht die Spitze des Taster genannten männlichen Geschlechtsteils in vier von fünf Fällen ab. Da die Überlebenschancen nicht von der Genitalverstümmelung abhängig sind, wie die Bonner Verhaltensforscher herausgefunden haben, handle es nicht ausschließlich um einen Begleitumstand der Flucht vor dem Gattenmord.
Vielmehr erschwert die abgebrochene Tasterspitze nachfolgende Paarungen des Weibchens mit weiteren Liebhabern: Diese dauern bei blockierter Geschlechtsöffnung nur rund acht Sekunden ? halb so lange wie üblich. „Die abgebrochene Spitze verschließt die Öffnung so sicher, dass ein Samentransport weitgehend ausgeschlossen sein dürfte“, sagt Nessler.
Eine Genitalverstümmelung ist dann sinnvoll, wenn ohnehin kaum eine Chance auf eine weitere Kopulation besteht, vermuten die Forscher. Sie haben diesen „Verkorkungsmechanismus“ inzwischen bei mehreren verschiedenen Wespenspinnenarten beobachtet. Und auch andere Spinnenarten kennen das Prinzip Keuschheitsgürtel: Zwergspinnenmännchen schießen ihren Spermien ein zähflüssiges Sekret hinterher. Dieser Schleimpfropf verschließt die weibliche Genitalöffnung so effektiv, dass Rivalen nicht mehr kopulieren können.
Mitteilung der Universität Bonn Originalarbeit: Stefan Nessler (Universität Bonn) et al: Behavioral Ecology, Bd. 18, S. 174 ddp/wissenschaft.de ? Fabio Bergamin