Die Fortpflanzungsorgane des Weibchens seien eigentlich ein spermienfeindlicher Ort, erläutert Hosken. Von Millionen von Samenzellen würden daher nur wenige den langen Weg zum befruchtungsfähigen Ei schaffen. Allerdings besitzt die Samenflüssigkeit bestimmte Eigenschaften, die das chemische Milieu im Fortpflanzungstrakt verbessern. Der erste in der Reihe der Liebhaber ebnet mit seinem Sperma also praktisch den Weg für seine Nachfolger, stellten Hosken und Hodgson fest. Deren Spermien haben nun höhere Chancen, das Ei des Weibchens zu befruchten.
Neben diesem neu entdeckten Mechanismus gibt es noch eine Reihe anderer Gründe, warum geduldige Männchen erfolgreicher sind. So produziert das später kommende Männchen bei manchen Arten mehr Spermien, oder die nachfolgenden Spermien legen die Samen des Vorgängers lahm. Sogar fast hinterhältige Strategien gibt es: Manche Libellenarten besitzen einen Stachel auf ihrem Penis, mit dem sie die Spermien des Rivalen sozusagen aus dem Geschlechtstrakt ausgraben können.
In Zukunft wollen Hosken und Hodgson untersuchen, wie lange das zweite Männchen nach dem ersten kommen darf, um sich einen Paarungsvorteil zu sichern. Dazu eigneten sich Grillen ganz besonders, erklärt Hosken. Bei ihnen kleben die Männchen ihre Spermienpakete außen auf die Weibchen, so dass man ihre Einwirkzeit experimentell variieren kann.