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Rechtshänder mit Herz auf dem rechten Fleck

Erde|Umwelt

Rechtshänder mit Herz auf dem rechten Fleck
Bei manchen Menschen sind alle Organe spiegelbildlich angeordnet, so dass sich das Herz auf der rechten und die Leber auf der linken Seite befindet. Dieser umgekehrte Bauplan, auch Situs inversus genannt, betrifft jedoch offenbar nicht den Aufbau des Gehirns, haben britische Forscher nun entdeckt: Menschen mit spiegelbildlichen Organen sind genauso häufig Rechtshänder wie Menschen mit der normalen Anordnung. Da die Händigkeit von der unterschiedlichen Funktion der rechten und linken Hirnhälfte abhängt, muss die Arbeitsteilung im Gehirn bei Situs inversus die gleiche sein wie bei Menschen ohne diese Auffälligkeit. Das berichten Chris McManus und seine Kollegen vom University-College in London in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2004.2881).

Der asymmetrische Aufbau des Körpers entsteht nach der gängigen Theorie dadurch, dass sich während der frühen Embryonalentwicklung einige Zellen mithilfe von kleinen, haarähnlichen Fortsätzen bevorzugt zu einer Seite drehen. Erst dieser „Symmetriebruch“ ermöglicht die unterschiedliche Entwicklung der Organe in beiden Körperseiten. Die Asymmetrie erstreckt sich dabei nicht nur auf die Anordnung einzelner Organe wie Herz, Leber und Milz, sondern ist auch bei paarigen Organen wie der Lunge sichtbar, wo der rechte Flügel drei und der linke nur zwei Lappen besitzt.

Nach dieser Theorie müssten bei Menschen mit Situs inversus auch die Gehirnhälften spiegelbildlich angeordnet sein. Daher untersuchten McManus und seine Kollegen bei 46 Freiwilligen mit Situs inversus die Händigkeit, eine Eigenschaft, in der sich die Asymmetrie der Hirnhälften widerspiegelt. Die Verteilung von Rechtshändern und Linkshändern entsprach genau der im Bevölkerungsdurchschnitt, ergab die Auswertung: Der überwiegende Anteil der Probanden war Rechtshänder, und es gab etwa 14 Prozent Linkshänder.

Dieses Ergebnis stelle die gängige Erklärung für die ungleichen Körperseiten infrage, schreiben die Wissenschaftler. Sie vermuten, dass die Asymmetrie im Gehirn entweder durch einen speziellen, vom restlichen Körper unabhängigen Mechanismus entsteht oder dass das Drehen der embryonalen Zellen doch nicht die Schlüsselrolle beim Symmetriebruch spielt.

Eine Besonderheit fanden die Forscher jedoch bei den Probanden mit Situs inversus: Ein ungewöhnlich hoher Anteil von ihnen trug ? unabhängig davon, ob Rechts- oder Linkshänder ? die Armbanduhr am rechten Arm. Woher diese Vorliebe kommt, wissen die Forscher jedoch nicht.

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ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel
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