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Mit Super-Sensoren ausgerüstet

Erde|Umwelt

Mit Super-Sensoren ausgerüstet
13-07-04 Kroko.jpg
Photo credit: Michel C Milinkovitch
Sie werden auch Panzerechsen genannt – eine ausgesprochen robuste Körperoberfläche schützt Krokodile vor den Gefahren ihrer rabiaten Lebensweise. Doch ausgerechnet auf dieser vermeintlich groben Hülle sitzen feine Sinnesorgane, die einer aktuellen Studie zufolge noch weit hochentwickelter sind als bisher angenommen. Die sogenannten „Integumentary Sensory organs” (ISOs) können demnach nicht nur Druck wahrnehmen, sondern auch Temperaturschwankungen und chemische Eigenschaften von Wasser.

Es war bereits bekannt, dass alle Krokodil-Arten, zu denen auch die Alligatoren und Gaviale gehören, über ISOs verfügen. Wie diese pockenartigen Erhebungen auf der Körperoberfläche verteilt sind, unterscheidet sich von Art zu Art. Bei Alligatoren befinden sie sich nur im Kieferbereich, bei den echten Krokodilen und Gavialen sind sie dagegen über den Körper verteilt. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass ISOs druckempfindlich sind: Vermutlich spüren Krokodile mit diesen Sensoren feinste Wasserbewegungen, um besser im Trüben fischen zu können. Michel Milinkovitch von der Universität Genf und seine Kollegen haben die ungewöhnlichen Sinnesorgane nun erneut unter die Lupe genommen und weitere Details ihrer Leistungsfähigkeit offenbart.

 

Die Forscher haben für ihre Studie die ISOs bei Nilkrokodilen ( Crocodylus niloticus ) und Brillenkaimanen ( Caiman crocodilus ) untersucht. Ihre molekularen Analysen zeigten, dass die Nerven darin Eigenschaften besitzen, die eine Sensibilität gegenüber Druck, Temperatur und den chemischen Eigenschaften von Wasser nahelegen. Dies konnten die Forscher durch anschließende Versuche auch experimentell belegen: Die Nerven reagierten auf entsprechende Reize mit elektrischen Impulsen. Unter natürlichen Bedingungen erreichen diese das Gehirn des Tieres und lösen dann die jeweiligen Verhaltensweisen aus.

 

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Gepanzerte Sensibelchen

 

Die Druckempfindlichkeit der ISOs kann dem Krokodil nicht nur bei direkten Berührungen der Haut Informationen über seine Umwelt vermitteln: Die Sensoren sind so fein, dass vermutlich bereits Druckschwankungen durch Wasserbewegungen, wie sie beispielsweise durch Fische ausgelöst werden, einem Krokodil die Nähe von Beutetieren verraten können. Die thermische Empfindsamkeit der ISOs könnte für die Einstellung der richtigen Körpertemperatur der wechselwarmen Reptilien wichtig sein, vermuten die Wissenschaftler: Aufwärmen durch ein Sonnenbad oder Abkühlen im Wasser – die ISOs melden, wann was angesagt ist. Die Sensibilität gegenüber den chemischen Eigenschaften von Wasser sei darüber hinaus wahrscheinlich ein Informationssystem, das den Krokodilen dabei hilft, geeignete Lebensräume zu erkennen.

 

“ISO-Sensoren sind nicht nur bemerkenswert, weil sie viele verschiedene Arten von physikalischen und chemischen Reizen erfassen können, sondern auch, weil kein anderes Wirbeltier etwas vergleichbares entwickelt hat. Durch sie können Krokodile gleichzeitig stark gepanzert sein und dennoch eine sensible Körperoberfläche besitzen”, resümiert Milinkovitch.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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