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Tierisches Langzeitgedächtnis

Erde|Umwelt

Tierisches Langzeitgedächtnis
13-07-18 Schimpansen.jpg
Schimpanse, Credit: Thinkstock
Damals habe ich das doch mit diesem Trick hingekriegt … – Der Mensch kann sich an Situationen und Strategien erinnern, die Jahre zurückliegen, und sich die Erfahrungen von damals bei aktuellen Problemen zunutze machen. Die Erlebniswelt von Tieren gilt dagegen als eher auf die Gegenwart fixiert: Sie reagieren weitgehend spontan auf aktuelle Reize in ihrer Umwelt. Doch zumindest Schimpansen und Orang-Utans haben durchaus ein ähnlich komplexes Langzeitgedächtnis wie der Mensch, zeigen nun Experimente von Verhaltensforschern: Die Menschenaffen können sich an Aufgaben erinnern, die drei Jahre zurückliegen und nutzen sofort erneut die Strategie, die damals zum Erfolg geführt hat.

Dass sich Menschenaffen an bestimmte Menschen oder Gefahrensituationen ihr Leben lang erinnern können, ist bereits lange bekannt. Doch inwieweit sich die Leistungsfähigkeit ihres Langzeitgedächtnisses auch auf Problemlösungs-Strategien erstreckt, war bisher unklar: Unsere nächsten Verwandten im Tierreich können komplexe Zusammenhänge begreifen, Strategien entwickeln und damit Aufgaben lösen – doch können sie sich an ihre Erfolgsstrategien auch über längere Zeit hinweg erinnern? Dieser Frage sind die Forscher um Gema Martin-Ordas von der dänischen Aarhus University nun konkret nachgegangen.

 

Vor drei Jahren hatten sie mit einigen Schimpansen und Orang-Utans ein vorbereitendes Experiment durchgeführt: Die Tiere konnten von außen in einen vergitterten Versuchsraum hineinsehen und beobachten, wie ein Experimentator zwei Stöcke in Kisten versteckte – in die eine legte er einen langen, in die andere einen kurzen Stab und verschloss die Gefäße. Anschließend wurden die Tiere einzeln in den Versuchsraum gelassen. Die Forscher legten nun von außen einen Leckerbissen vor die Gitterstäbe, den die Tiere ohne Hilfsmittel nicht erreichen konnten. Sowohl die Schimpansen als auch die Orang-Utans meisterten diesen Test: Sie hatten ja das Verstecken der Stöcke beobachtet – also holten sie diese nun aus den Kisten und benutzten den langen, um sich den Leckerbissen in Reichweite zu schubsen.

 

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Ich weiß noch, wie das geht!

 

Drei Jahre später konfrontierten die Forscher die Tiere erneut mit der gleichen Situation: Sie kamen in denselben Versuchsraum mit den zwei Kisten und dem unerreichbaren Futter hinter den Gitterstäben. Doch diesmal packte kein Experimentator die Stöcke vor ihren Augen demonstrativ in die Kisten – sie waren bereits drin. Genau daran konnten sich die Versuchstiere auch prompt erinnern. Sie erkannten den Versuchsaufbau von vor drei Jahren und wussten noch, wie sie damals an das Futter gekommen waren: Sie öffneten die Kisten, nahmen sich die Stöcke und angelten sich das Futter. Kontrolltiere, die vor drei Jahren nicht an den Vorversuchen teilgenommen hatten, wussten dagegen mit den Kisten nichts anzufangen und konnten das Problem nicht lösen.

 

„ Ich war nicht nur überrascht, dass sich die Tiere so gut erinnern konnten, sondern auch wie blitzschnell!”, sagt Martin-Ordas. „Im Durchschnitt dauerte es nur fünf Sekunden, bis die Tiere gezielt zu den Kisten mit den Werkzeugen gingen”. Das verdeutlicht ebenfalls, dass sie sich präzise erinnern konnten. Die Forscher wollen nun weitere Versuche durchführen, um die Leistungsfähigkeit tierischen Gedächtnisses genauer zu untersuchen.

 

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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