Lethocerus patruelis ist der einzige Vertreter der Riesenwanzen in Europa. Das Verbreitungsgebiet umfasst den Balkan und Teile des nahen Ostens. Die anderen Vertreter kommen dagegen nur in tropischen Gebieten vor. Einige sind sogar noch größer als L. patruelis – sie erreichen bis zu 12 Zentimeter Länge. Die prinzipielle Lebensweise ist allen Vertretern gemeinsam: Die ausgewachsenen Tiere und auch ihre Larven halten sich zumeist am Grund von Gewässern auf und lauern dort auf Beute. Die geschlechtsreifen Wanzen kommen in der Paarungszeit abends an Land und fliegen umher – die Lichtquellen des Menschen ziehen sie dabei besonders an.
Das Video der Forscher um Snejana Grozeva von der Bulgarian Academy of Sciences in Sofia zeigt eine Larve von L. patruelis wie sie einen Fisch überwältigt. Das gut getarnte Tier packt mit seinen Klauen schlagartig zu und injiziert dem Opfer mit einem Stechrüssel Speichel, der die Beute betäubt und von innen auflöst. Wie mit einem Trinkhalm saugen die Wanzen anschließend ihre Mahlzeit ein. Die bizarren Insekten können ihren Stechapparat allerdings auch zur Verteidigung einsetzten: Fühlen sie sich beispielsweise durch einen menschlichen Zeh bedroht, kann das extrem schmerzhaft ausgehen. Das hat ihnen den Namen „Zehen-Beißer“ eingebracht. Es handelt sich Berichten zufolge um einen der schmerzhafteste Insektenstiche überhaupt. Gesundheitsgefährdend ist er allerdings nicht.
Die Studie präsentiert neben den Videoaufnahmen auch Details über das Fortpflanzungsverhalten der Riesenwasserwanzen und ihre Verbreitung. Den Forschern zufolge ist L. patruelis offenbar ein Insekt, das vermutlich vom Temperaturanstieg im Rahmen des Klimawandels profitieren wird: Es gibt Anzeichen dafür, dass sich ihr Verbreitungsgebiet gen Norden ausdehnt.