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Faultier: Wozu die Langsamkeit?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Faultier: Wozu die Langsamkeit?
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Das seltsame Grinsen in seinem runden Gesicht scheint zu sagen: Ich habe Zeit! (Foto: Maxlevoyou/iStock)
Es setzt sogar buchstäblich Moos an: Während andere Tiere flink durch den Urwald huschen, hangelt sich das Faultier wie in Zeitlupe durchs Geäst. Diese Trägheit erscheint erstaunlich, denn im Spiel der Evolution scheint die Regel vorzuherrschen: Wer zu langsam ist, hat schnell verloren. Warum galt das offenbar nicht für das Faultier? Auf dieses Thema hat uns Sebastian F. aufmerksam gemacht. Vielen Dank dafür!

„Diese Langsamkeit ist ein sehr cleveres Erfolgskonzept“, sagt John Nyakatura von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Faultier konnte sich auf diese Weise eine Futterquelle erschließen, die vielen anderen Tieren zu mager ist: Es ernährt sich von den extrem nährstoffarmen Blättern der Baumkronen in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas, erklärt der Evolutionsbiologe. „Möglichst wenig bewegen, um keine Energie zu verschwenden – so schafft es das Faultier, damit auszukommen“, sagt Nyakatura. Im Gegensatz zu den eher vereinzelt vorkommenden Früchten gibt es Blätter überall und so muss sich das Faultier auch nicht flink durch den Wald bewegen, wie etwa Affen.

Sparsam träge statt kostspielig flink

Mit diesem Konzept der Sparsamkeit hatten die Faultiere beachtlichen Erfolg: Die sechs unterschiedlichen Faultierarten konnten sich mit dieser Strategie die Wälder Mittel- und Südamerikas erobern und leben dort in oft beachtlicher Dichte. „In manchen Gebieten stellen Faultiere sogar den größten Anteil bei der Biomasse der Säugetiere“, sagt Nyakatura. Einige Faultierarten erreichen eine Länge von etwas über einem halben Meter und werden bis zu neun Kilogramm schwer. Den größten Anteil an diesem Gewicht stellt dabei der Mageninhalt, denn für den Bewegungsapparat des Faultieres reicht eine sehr kleine Muskelmasse aus. „Faultiere sind unter ihrem langen Fell erstaunlich dünn“, sagt Nyakatura.

Die Langsamkeit bietet neben der Energieeinsparung sogar noch einen weiteren Vorteil: „So moosgrün und ohne auffällige Bewegungen sind Faultiere für Feinde in den Baumkronen kaum auszumachen“, so Nyakatura. Dadurch entgehen sie oft selbst den scharfen Augen der Harpyie – einer großen Adlerart, die in den Wäldern nach Beute Ausschau hält. Wehrlos ist aber auch das Faultier nicht. Wenn es tatsächlich einmal angegriffen wird, ist Schluss mit gemütlich: Es kann mit seinen langen Krallen durchaus flinke Hiebe austeilen und außerdem kräftig zubeißen.

© wissenschaft.de – Martin Vieweg / dapd
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Fal|ten|wes|pe  〈f. 19; Zool.〉 Angehöriger einer Familie der Stechwespen mit rund 3000 meist gelb–schwarz gefärbten Arten: Vespida

In|di|um  〈n.; –s; unz.; chem. Zeichen: In〉 chem. Element, silberweißes, sehr weiches Metall, Ordnungszahl 49 [nach den charakteristischen indigoblauen Spektrallinien des Metalls]

Da|ten|hand|schuh  〈m. 1; IT〉 Gerät zur Eingabe von Daten in Form eines Handschuhs, der Hand– u. Fingerbewegungen in bestimmte Steuerbefehle umwandelt u. an den Computer übermittelt ● sich mit einem ~ in der virtuellen Welt bewegen

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