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Leben in der Gruppe macht schlau

Erde|Umwelt

Leben in der Gruppe macht schlau
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Der zu den Würgerkrähen gehörende Flötenvogel (Gymnorhina tibicen) ist in größeren Gruppen schlauer (Foto: University of Western Australia)
Hat sich die Intelligenz unserer Vorfahren erst durch das Zusammenleben in sozialen Gruppen so weit entwickelt? Und könnte das Leben in größeren Gruppen auch heute noch intelligenter machen? Eine Studie an wildlebenden australischen Flötenvögeln scheint dies nun zu bestätigen. Denn diese Vögel erwiesen sich als umso cleverer und lernfähiger, je größer die Gruppe war, in der sie lebten. Das spricht dafür, dass das soziale Umfeld sogar innerhalb einer Art zu messbaren kognitiven Unterschieden führen kann.

Klar scheint: Die Intelligenz eines Menschen oder eines Tieres ist zum Teil von seiner Biologie und Veranlagung bestimmt, zum Teil aber auch von seiner Umwelt. Aufgaben und Erfahrungen des Lebens fordern das Gehirn und fördern damit auch die Zunahme der geistigen Leistungen – das belegen viele Studien. „Das soziale Umfeld gilt dabei als besondere kognitive Herausforderung“, erklären Benjamin Ashton von der University of Western Australia und seine Kollegen. „Der Theorie der sozialen Intelligenz nach sind diese Herausforderungen eine der Triebkräfte für die kognitive Evolution.“ Denn es erfordert einiges an geistiger Leistung, soziale Beziehungen zu pflegen, die Stimmung und Absichten der Anderen einzuschätzen oder die Allianzen und Feindschaften im sozialen Netzwerk mitzuverfolgen. Gemeinhin gelten daher Tiere, die in komplexeren Sozialverbänden leben wie die Primaten und einige Vogelarten, im Schnitt als intelligenter.

Doch ob die Gruppengröße und das soziale Umfeld auch zu Unterschieden innerhalb einer Art führen können, war bisher strittig. Anders ausgedrückt: Macht es schlauer, wenn man längere Zeit in komplexen Sozialzusammenhängen lebt? Beim Menschen gibt es tatsächlich Hinweise darauf, dass dies so ist, wie Ashton und seine Kollegen erklären. Aber ob das auch für wildlebende Tiere gilt, war bisher unbekannt. Deshalb haben sie dies nun am Beispiel des australischen Flötenvogels (Gymnorhina tibicen) untersucht. Diese zu den Würgerkrähen gehörenden Vögel ist leben in Gruppen von drei bis zwölf Tieren zusammen, die jeweils ein Revier für sich beanspruchen. Für ihre Studie haben die Forscher 56 Flötenvögel in 14 verschieden großen Gruppen beringt, ihre Verhalten beobachtet und alle Vögel vier verschiedenen Intelligenztests unterzogen. Unter anderem sollten die Vögel lernen, eine bestimmte Farbe mit Futter zu assoziieren oder aber sich die Position eines versteckten Leckerlis merken.

Je größer die Gruppe, desto cleverer der Vogel

Es zeigte sich: Je größer die Gruppe war, in der die Flötenvögel lebten, desto besser schnitten sie bei den Intelligenztests ab. Andere Einflussfaktoren wie die Körpergröße der Vögel, ihr Ernährungszustand oder ihr allgemeiner Erfolg bei der Futtersuche schienen dagegen keine Rolle für dieses Ergebnis zu spielen, wie die Forscher feststellten. Auch zu anderen positive Effekten einer größeren Gruppe wie dem besseren Schutz vor Fressfeinden fanden sie keinen Zusammenhang. Beobachtungen dieser Vogelgruppen im Laufe von vier Jahren erbrachten zudem keine Hinweise darauf, dass sich die Vögel vielleicht gezielt mit Artgenossen gleicher Intelligenz zusammentun. Als entscheidender Faktor blieb immer wieder die Gruppengröße.

Um herauszufinden, wann sich dieser Einfluss bemerkbar macht, testeten die Forscher im nächsten Schritt Flötenvogelküken: Sie ließen Jungvögel aus den verschiedenen Gruppen im Alter von 100, 200 und 300 Tagen die kognitiven Tests absolvieren. Das Ergebnis: Im Alter von 100 Tagen gab es noch keine Unterschiede in den geistigen Leistungen – alle Küken schnitten mehr oder weniger gleich gut ab. Ab einem Alter von 200 Tagen jedoch änderte sich dies: Die Küken aus den größeren Gruppen zogen an ihren Artgenossen aus kleineren Gruppen vorbei. „Das stützt die Annahme, dass das Leben in größeren Gruppen tatsächlich dazu beiträgt, die kognitive Entwicklung zu fördern“, sagen Ashton und seine Kollegen. Diese soziale Komponente bestimmt demnach nicht nur die Unterschiede zwischen Tierarten, sondern kann sogar innerhalb einer Art zu unterschiedlich ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten führen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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