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Farbige Drohsignale

Erde|Umwelt

Farbige Drohsignale
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Farbentracht eines männllichen Jemen-Chamäleons (Megan Best)
Chamäleons sind für ihre Farbwechsel bekannt: Sie passen sich so an ihre Umgebung an, können aber auch leuchtende Farben und Muster annehmen, um ein Weibchen zu beeindrucken oder einen Rivalen abzuschrecken. Dass das bunte Kleid dabei konkrete, je nach Körperregion unterschiedliche Informationen übermittelt, haben jetzt US-Forscher herausgefunden. Bei den Männchen der Jemen-Chamäleons signalisiert der Kontrast der Seitenstreifen, wie ernst sie ihre Drohung meinen. Die rapiden Farbwechsel am Kopf verraten hingegen, wie angriffslustig und kampfstark sie sind. Das ist der erste Beleg für eine so differenzierte Farbkommunikation bei einem Tier.

Ob bunte Federn, schillernde Schuppen oder ein gemustertes Fell: Farben und Muster sind im Tierreich mehr als nur schmückendes Beiwerk. Sie dienen der Tarnung, zeigen die Artzugehörigkeit an und sind wichtige Signale bei der Werbung um Partner oder in der Konkurrenz mit Artgenossen. Einige Arten haben diese Signalfunktion so weit verfeinert, dass sie ihre Farbe je nach Situation oder Umwelt ändern können, darunter viele Tintenfische, einige Fischspezies und auch einige Reptilien. Chamäleons sind dabei besonders virtuos: Sie wechseln ihre Färbung nicht nur schnell, sondern zeigen dabei auch komplexe Muster und Abfolgen. „Bisher allerdings konzentrierte sich die Forschung zu diesen Farbwechseln auf einfache An/Aus-Signale oder die Ergründung der Mechanismen“, erklären Russel Ligon und Kevin McGraw von der Arizona State University in Tempe. Welche und wie viele Informationen die Muster übermitteln, blieb eher unbeachtet.

Um das zu klären, untersuchten die Forscher das Drohverhalten von Jemen-Chamäleons (Chamaeleo calyptratus). „Die Männchen dieser Art sind für ihre starke Aggression untereinander bekannt“, erklären Ligon und McGraw. Begegnen sich zwei Rivalen, folgt eine komplexe, choreografierte Abfolge von Drohgebärden und Farbwechseln. Dabei werden offensichtlich Informationen darüber ausgetauscht, wie aggressiv und zum Kampf motiviert jedes Tier ist und auch, wie gut es kämpfen kann. Oft reicht schon dieses eskalierende Drohen, um das Duell zu entscheiden, bevor es zum Kampf kommt. Für ihre Studie setzten die Forscher jeweils zwei Chamäleon-Männchen in einer Arena gegenüber und fotografierten dabei alle vier Sekunden die Färbung der Tiere. Anschließend werteten sie aus, wie sich Farbe und Intensität an 28 Körperstellen veränderten und auch, wann und wie schnell diese Farbwechsel vonstattengingen.

Zwei Phasen, zwei Farbbotschaften

Tatsächlich zeigte sich, dass die Drohtracht der Chamäleons verschiedene Botschaften übermittelt – je nach Körperregion eine andere. In der ersten Phase des Drohens kehren sich die beiden Kontrahenten ihre Breitseite zu und verstärken die Intensität ihrer Querstreifen. Die damit verbundenen Botschaft: Je kontrastreicher die Streifen, desto eher ist das Männchen bereit, das Drohduell bis zum Ende durchzuziehen. Tiere mit blasseren Streifen stiegen dagegen häufig früher aus und gaben auf, wie die Forscher berichten. Diese Färbung vermittele demnach die Motivation und Kampfbereitschaft der Gegner.

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In der zweiten Duellphase nähern sich beide Gegner an und stehen sich frontal gegenüber. Jetzt kommt ein zweites Farbsignal am Kopf dazu: Das Muster am Kopf wird ausgeprägter und ändert zudem schnell seine Farbe. „Je schneller sich die Kopffarben bei einem Männchen änderten, desto wahrscheinlicher war es, dass es später den Kampf gewann“, berichten Ligon und McGraw. Das Farbenspiel signalisiere demnach offenbar die Kampffähigkeit.

Wie die Forscher berichten, ist dies der erste Beleg dafür, dass Tiere verschiedene Komponenten ihres Farbwechsels tatsächlich dafür nutzen, um verschiedene Botschaften zu vermitteln – in diesem Fall ihre Motivation über die Streifen und ihre Kampffähigkeit über das Kopfmuster. „Schneller Farbwechsel als Signal gegenüber Rivalen ist dabei unglaublich selten – und umso spannender“, so die Wissenschaftler. Herauszufinden, in welchen Verhaltens-Zusammenhängen diese Signale noch eingesetzt werden, sei nun der nächste Schritt.

 

 

 

 

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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