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Persönlichkeiten für kollektive Spinnereien

Erde|Umwelt

Persönlichkeiten für kollektive Spinnereien
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Anelosimus studiosus. Credit: Image courtesy of Judy Ghallagher (photographer).
In der Regel sind sie sich untereinander spinne-feind – die meisten Vertreterinnen der Arachniden sind strikte Einzelgänger. Doch einige Spinnenarten haben sich auch das Konzept „Gemeinsam sind wir stark“ zu Nutze gemacht: Soziale Spinnen bauen riesige Gemeinschaftsnetze, jagen zusammen und ziehen ihren Nachwuchs kollektiv groß. Forscher sind nun einem Erfolgsgeheimnis dieser skurrilen Gemeinschaften auf die Spur gekommen: Arbeitsteilung je nach Charakter. Die Persönlichkeit einer jeweiligen Spinne macht sie demnach zu einer fürsorglichen Amme oder zu einer guten Jägerin für das Wohl aller.

Die Gemeinschaften der sozialen Spinnen weisen durchaus einige Parallelen zu den Staaten der Bienen, Ameisen oder Termiten auf – doch es gibt wichtige Unterschiede. Eine Spinnen-Königin gibt es nicht und die Mitglieder der Gruppe sind auch nicht in Kasten mit unterschiedlichen Merkmalen eingeteilt. Bei den sozialen Spinnen besitzen alle Mitglieder die gleichen körperlichen Eigenschaften und sind fortpflanzungsfähig. Wenn es sein muss, können sie auch eigenständig existieren.

In früheren Untersuchungen konnten die Forscher um Jonathan Pruitt von der University of Pittsburgh jedoch bereits zeigen, dass sich Individuen in Gruppen der sozialen Spinnenart Anelosimus studiosus im Charakter unterscheiden. In ihren Gemeinschaften aus bis zu 100 Tieren gibt es demnach sanft veranlagte und vergleichsweise aggressive Spinnen. In ihrer aktuellen Studie wollten sie nun herausfinden, ob diese beiden Charaktere etwas mit den Tätigkeiten der Spinnen in der Gemeinschaft zu tun haben.

Durch Verhaltensbeobachtungen ordneten die Forscher dazu erst einige Spinnen den beiden Persönlichkeits-Kategorien zu. Danach vergesellschafteten sie diese zu Mini-Kolonien im Labor: Jeweils zwei sanfte und zwei aggressive Spinnen lebten in einem Behälter. Nun beobachteten die Forscher genau, welche Spinne in diesen Vierer-Gemeinschaften welche Aufgaben übernahm.

Arbeitsteilung im Club der Spinnen

Es zeigte sich: Die beiden aggressiven Spinnen widmeten sich in der Regel dem Netzbau, der Verteidigung des Nestes und der Jagd. Die beiden sanften Mitglieder des kleinen Spinnen-Clubs kümmerten sich hingegen meist um den Nachwuchs, so das Ergebnis der Beobachtungen. Die Tiere folgen dabei offenbar ihrem angeborenen Talent, untermauerten weitere Versuche: Die Forscher hielten die Tiere dazu einzeln und untersuchten ihren Erfolg bei den unterschiedlichen Aufgaben, denen sie sich nun allein stellen mussten. Dabei zeigte sich, dass sanfte Spinnen tatsächlich vergleichsweise schlechte Jägerinnen und Spinnerinnen sind, sie können aber besonders viele Jungtiere versorgen. Bei diesem Punkt hapert es hingegen bei den aggressiven Spinnen, zeigten die Beobachtungen.

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Den Forschern zufolge übernehmen die Charakterunterschiede bei den sozialen Spinnen in gewisser Weise die Funktion der Kasten bei den Bienen, Ameisen und Termiten. Auch bei den sozialen Achtbeinerinnen zahlt sich Arbeitsteilung offenbar aus und so hat sich in ihrer Evolutionsgeschichte die Strategie der unterschiedlichen Persönlichkeiten herausgebildet, sagen Jonathan Pruitt und seine Kollegen.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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