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Warum man in Polyester schneller „schweißelt“

Erde|Umwelt

Warum man in Polyester schneller „schweißelt“
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Credit: Thinkstock
Ein heißer Sommertag oder intensiver Sport: Wer schwitzt, fängt auch irgendwann an zu miefen. Polyester-Klamotten wird in diesem Zusammenhang ein verschlimmernder Effekt nachgesagt: In den Kunstfasern „schweißelt“ man schneller und intensiver als in Baumwolle, heißt es. Dies konnten Forscher nun durch Schnüffeltests wissenschaftlich bestätigen und zudem zeigen, was hinter dem geruchlichen Unterschied steckt. Polyesterfasern sind demnach eine vergleichsweise günstige Heimat für die eigentlichen Stinker – spezielle Bakterienarten.

Genaugenommen sind wir gar nicht selbst für den typisch menschlichen Schweißgeruch verantwortlich. Frischer Schweiß ist nämlich geruchlos – erst durch die bakterielle Umsetzung von Substanzen im Schweiß entstehen die berüchtigten flüchtigen Substanzen. An diesem Prozess setzten auch die Deodorants den Hebel an: Sie enthalten Wirkstoffe, die das Bakterienwachstum hemmen, so dass sie erst gar keinen Mief verbreiten können. Die Forscher um Chris Callewaert von der belgischen Universität von Ghent sind nun durch Experimente der Frage nachgegangen, ob und warum sich unterschiedliche Textilien auf die Entstehung von Schweißgeruch auswirken.

Für ihre Studie ließen die Forscher 26 Probanden eine Stunde lang intensiv auf Hometrainern strampeln. Die eine Hälfte der Teilnehmer trugen dabei ein Baumwoll- , die andere ein Polyester-Shirt. Nach der schweißtreibenden Betätigung sammelten die Wissenschaftler die Kleidungsstücke ein und ließen sie für 28 Stunden ruhen. Anschließend wurden sie Testpersonen zur „geruchlichen Verkostung“ überreicht.

Naserümpfen beim Schnüffeltest

Die Ergebnisse bestätigten den schlechten Ruf der Polyester-Klamotten: Die Kunstfaser-Shirts riefen beim Schnüffeltest deutlich mehr Naserümpfen hervor – ihr Geruch war intensiver und wurde von den Probanden deutlich unangenehmer eingestuft als der der Baumwoll-Shirts. Um den mikrobiellen Ursachen dieses Unterschiedes auf den Grund zu gehen, führten die Forscher nun molekularbiologische Untersuchungen von Proben der Textilien und den Achseln der Träger durch.

Die Analysen zeigten: In den getragenen Polyester-Textilien hatten sich vergleichsweise viele sogenannte Mikrokokkus-Bakterien entwickelt. Diese harmlosen Mikroben sind bereits als Stinker berüchtigt, sagen die Forscher. „Sie sind für den Abbau von langkettigen Fettsäuren, Hormonen und Aminosäuren in kleine, flüchtige Stink-Substanzen bekannt“, so Callewaert. Für die Geruchsentwicklung auf der Haut der Achseln sind hingegen sogenannte Corynebakterien verantwortlich. Sie wachsen aber den Ergebnissen zufolge nicht auf den Textilien.

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Die Forscher wollen nun durch weitere Untersuchungen herausfinden, warum Polyester den miefigen Mikrokokkus-Bakterein eine bessere Heimat bietet als Baumwolle. „Vermutlich hat das etwas mit den Oberflächeneigenschaften der Fasern zu tun“, sagt Callewaert. Ihre Forschung soll dazu beitragen, Möglichkeiten zu entwickeln, um Menschen zu helfen, die besonders unter ihrer Geruchsentwicklung leiden. Die landläufige Empfehlung, Synthetik-Stoffe zu meiden, ist aber schon mal auf jeden Fall sinnvoll, sagen die Forscher.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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