Die Forscher sind bereits vor ein paar Jahren bei Forschungsarbeiten in den Korallenriffen des Roten Meeres auf die kuriose Symbiose der beiden Räuber gestoßen. Ihren Beobachtungen zufolge geht die Initiative zur Kooperation dabei stets vom Barsch aus: Entdeckt er eine Muräne, fordert er sie durch kleine Kopfbewegungen zur gemeinsamen Jagd auf. Willigt die Partnerin ein, zieht das kuriose Duo dann zusammen durchs Riff: Der Barsch überwacht dabei das offene Wasser, die Muräne wuselt hingegen durch das zerklüftete Korallenriff.
Entfleucht dem Barsch bei dem gemeinsamen Raubzug ein Beutetier in eine Riffspalte, schnappt sich die Muräne den Fang. Scheucht sie hingegen ein Opfer ins offene Wasser, kommt der Barsch zum Zuge. Unterm Strich profitieren beide Partner von dem koordinierten Verhalten, konnten die Forscher zeigen. Bei ihren Beobachtungen fiel ihnen auch auf, dass sich nicht alle Muränen kooperationsbereit zeigten und den Aufforderungen des Barsches folgten. So fragten sie sich, ob der Fisch sich möglicherweise merken kann, welche Muräne ein guter Jagdkumpan ist.
„Komm, lass uns zusammen jagen“
Um dieser Frage nachzugehen, fingen sie einige Forellen-Barsche Forellen-Barsche ein und quartierten sie in Versuchsaquarien ein. Hier konfrontierten sie die Fische mit zwei unterschiedlich aussehend Muränen-Attrappen. Auch im Aquarium schwammen die Zackenbarsche auf diese zu und forderten sie zur Zusammenarbeit auf. Doch nur eine der beiden Attrappen ließen die Forscher kooperativ agieren, indem sie dem Fisch nach dessen Aufforderungsgeste folgte. Die andere ließen sie abweisend reagieren: Sie wurde in eine andere Richtung gezogen. Nachdem die Forscher diese Versuche wiederholt durchgeführt hatten zeigte sich: Der Fisch ließ nun die unkooperative Muräne links liegen und forderte bevorzugt die „alte Freundin“ auf – der Barsch hatte also gelernt, wer sich als Partner eignet.
Außerdem konnten die Forsche zeigen: Nur wenn sich ein Beutetier in einer für ihn unzugänglichen Korallenspalte im Aquarium aufhielt, forderte der Barsch die Muränen-Attrappe zur Kooperation auf. Waren dem Fisch hingegen die Beutetiere selbst problemlos zugänglich, nahm er keinen Kontakt auf. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Fische entscheiden können, wann eine Situation Kooperation erfordert und schnell lernen können, wer sich als Partner eignet“, resümiert Vail.
Verhalten ähnelt dem von Schimpansen
Die Komplexität dieses Verhaltens ist erstaunlich hoch, betonen die Forscher – es ähnelt sogar dem von Schimpansen: Auch von ihnen ist raffiniertes Kooperationsverhalten bekannt, bei dem sich die einzelnen Tiere gezielt geeignete Partner für gemeinsame Strategien aussuchen. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Feststellung, dass ein relativ kleines Gehirn zumindest manche Fischarten nicht davon abhält, hohe kognitive Leistungen hervorzubringen“, so Vail.