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Buckelwale: „Tick-Tack“ hilft beim Beutefang

Erde|Umwelt

Buckelwale: „Tick-Tack“ hilft beim Beutefang
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Credit: Thinkstock
Buckelwale sind gewiefte Jäger: Sie treiben Krebschen und kleine Fische durch raffinierte Blasennetze zusammen, jagen gemeinsam und sorgen durch geschickte Rollbewegungen dafür, dass ein Schwarm möglichst vollständig in ihr Maul gerät. Jetzt haben US-Forscher eine weitere Strategie aus dem Repertoire der sanften Meeresriesen entdeckt: Die Wale stoßen charakteristische „Tick-Tack“-Laute aus, wenn sie am Meeresgrund nach Beute suchen. Diese Klicks könnten dazu diene, Artgenossen auf eine gute Futterquelle aufmerksam zu machen. Sie helfen aber möglicherweise auch dabei, im Sand vergrabene Beutefische aufzuscheuchen.

Buckelwale (Megaptera novaeangliae) sind mit bis zu 15 Meter Länge nicht nur echte Riesen unter den Meeressäugern. Sie sind auch ziemlich clevere Beutefänger und begabte Sänger. Die Männchen nutzen ihre komplexen Melodien aus Rufen, Zirpen und langgezogenen Lauten, um mit Weibchen zu kommunizieren und schauen sich dabei ihre Strophen auch von anderen Artgenossen ab. Die Gesänge sind daher von Population zu Population unterschiedlich. „In Alaska nutzen Gruppen von an der Oberfläche jagenden Buckelwalen auch akustische Signale, um ihr Beutefang-Verhalten zu koordinieren“, erklären Susan Parks von der Syracuse University und ihre Kollegen. Diese kurzen Klicks helfen den Walen dabei, einen Schwarm kleiner Beutetiere erst mit einem Netz aus ausgestoßenen Luftblasen einzuschließen und dann diesen Schwarm gleichsam „abzuernten“.

Doch die Buckelwale haben noch weitere Lautäußerungen im Repertoire, wie sich kürzlich zeigte: Wenn sie bis zum Meeresboden hinunter tauchen, um dort nach Beute zu suchen, stoßen sie charakteristische Doppelklicks aus – eine Art „Tick-Tack“, wie die Forscher berichten. Welche Funktion diese speziellen Töne haben und warum die Buckelwale sie nur beim Tieftauchen ausstoßen, blieb jedoch bisher rätselhaft. Um das aufzuklären, haben Parks und ihre Kollegen Wale nun vor der Küste von Maine beim Tauchen belauscht. Für ihre Studie befestigten sie kleine Sensorpakete an der Haut von 56 Buckelwalen, die neben Position und Bewegungen der Tiere auch deren Laute aufzeichneten.

Signal an Artgenossen und Beute

Wie sich zeigte, stießen die Buckelwale ihr „Tick-Tack“ nur unter bestimmten Bedingungen aus: Das Geräusch erklang, wenn einer oder mehrere Artgenossen in der Nähe waren, während die Tiere am Meeresgrund nach Beute suchten. Zudem waren die Laute häufiger bei Nacht zu hören oder wenn es in der Tiefe relativ dunkel war, wie die Forscher berichten. „Das spricht dafür, dass die Buckelwale diese Klicksignale absichtlich von sich geben – wahrscheinlich um mit anderen beutesuchenden Artgenossen zu kommunizieren“, sagen Parks und ihre Kollegen. Sie könnten damit ihre Artgenossen bei schlechter Sicht beispielsweise auf besonders reichhaltige Futterplätze aufmerksam machen oder ihre Tauchbewegungen koordinieren. „Beobachtungen deuten darauf hin, dass andere Wale von diesen Lauten angezogen werden“, sagt Parks.

Möglich wäre aber auch, dass die Klicks zusätzlich dazu dienen, Beute aufzuschrecken, sagen die Forscher. Denn im Golf von Maine ernähren sich die Buckelwale mit Vorliebe von Sandaalen, die am Meeresboden leben, sich aber auch in ihm vergraben können. Studien zeigen, dass diese Fische Klicks wie die der Buckelwale wahrnehmen können. „Es ist daher denkbar, dass die Buckelwale ihre Doppelklicks nutzen, um die Sandaale aufzuschrecken und aus dem Substrat ins Freie zu jagen“, mutmaßen Parks und ihre Kollegen. Dafür spricht, dass dieses „Tick-Tack“ bisher nur von den Populationen vor der Küste von Maine bekannt ist – genau den Gruppen, die vorwiegend Sandaale jagen.

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Nach Ansicht der Forscher unterstreichen ihre Ergebnisse in jedem Fall, wie vielfältig und komplex die Kommunikation der Buckelwale ist. „Unsere Entdeckung der akustischen Signale beim Beutefang am Meeresgrund liefert weitere Belege dafür, wie anpassungsfähig und lernfähig die Buckelwale sind“, konstatieren die Forscher. Weitere Studien mit akustischen Sensoren sollen nun dabei helfen, die  Funktion der „Tick-Tacks“ genauer aufzuklären.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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