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Sympathie für Muskelmänner

Erde|Umwelt

Sympathie für Muskelmänner
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Credit: Thinkstock
„Den Muskulösen da finde ich nicht so sympathisch“ – Studien haben zeigt: Männer empfinden körperlich trainierte, muskulöse Geschlechtsgenossen im Durchschnitt weniger sympathisch als schmächtige. Doch offenbar lässt sich an dieser Abneigung drehen – und zwar durch das Hormon Oxytocin, berichten Forscher: Unter dem Einfluss dieses als Kuschelhormon bekannten Botenstoffes werden auch dominant wirkenden Muskelmänner deutlich sympathischer beurteilt.

„Auch die körperliche Erscheinung eines Menschen beeinflusst, wie ihn andere wahrnehmen, da körperliche Kraft und Größe aus evolutionärer Sicht Hinweise auf Dominanz und Bedrohung darstellen“, erklärt Thomas Mussweiler von der Universität Köln den Hintergrund der männlichen Sympathie-Tendenzen. Mit ihrer Studie wollten er und seine Kollegen den Zusammenhang nun erneut überprüfen und außerdem herausfinden, ob die Bewertung eines anderen Mannes durch das Hormon Oxytocin beeinflusst wird. Von dem prominenten Botenstoff sind bereits einige Wirkungen auf das Sozialverhalten und Empfindungen des Menschen bekannt. Es wird beispielsweise bei Eltern im Umgang mit ihren Kindern verstärkt ausgeschüttet, wodurch sich die Bindung festigt.

Nasenspray erzeugt Sympathie

An den Versuchen der Forscher nahmen 100 männliche Studenten Anfang 20 teil. Jedem Probanden wurde per Nasenspray eine Substanz verabreicht, die bei der einen Hälfte Oxytocin enthielt und bei den restlichen Probanden eine wirkungslose Substanz – ein Placebo. Welcher Proband welche Behandlung bekam, war zufällig und für alle Beteiligten vor der Auswertung unbekannt. Nachdem die Probanden das Nasenspray erhalten hatten, präsentierten ihnen die Forscher ein Foto eines jungen Mannes am Computer. Dieses Foto gab es in zwei Varianten. Gesicht und Gesichtsausdruck des Mannes waren gleich, aber der Körper war auf einem der beiden Bilder digital verändert: Ein Teil der Probanden betrachtete dadurch das Foto eines muskulösen Mannes – die zweite Gruppe hingegen das eines schmächtigen Altersgenossen. Anschließend sollten die Studenten den Mann einschätzen: Wie alt und wie stark er ihnen erscheint, wie ähnlich er ihnen selbst und ihrem Freundeskreis ist und wie sympathisch sie ihn finden.

Die Auswertungen der Forscher bestätigten zunächst grundsätzlich die bereits bekannten Sympathietendenzen: Der muskulöse Mann wurde insgesamt weniger sympathisch beurteilt als der schmächtige. Doch dabei wurde nun der Effekt des Oxytocins deutlich: Unter seinem Einfluss waren die Sympathiebewertungen für den körperlich dominanten, muskulösen Typ höher – er wurde bei dieser Gruppe annähernd gleich sympathisch eingestuft wie der schmächtige. Interessant dabei war, dass das Oxytocin offenbar keine anderen Wahrnehmungen veränderte: Der muskulöse Mann wurde von beiden Gruppen als der eigenen Person und dem eigenen Freundeskreis wenig ähnlich eingeschätzt. Oxytocin scheint also die Sympathie gegenüber dem muskulösen Mann verbessert zu haben, ohne ihn aber ähnlicher erscheinen zu lassen.

Ein mächtiges Hormon mit Potenzial

Den Forschern zufolge bestätigt das Ergebnis nun erneut die Funktion des Oxytocins als sozialer Kitt: „Wir gehen davon aus, dass Oxytocin eine wichtige Rolle bei der sozialen Annäherung spielt“, sagt Co-Autor Markus Heinrichs von der Universität Freiburg. „das Hormon stellt damit eine wichtige Voraussetzung für die Erweiterung und Sicherung sozialer Netzwerke dar“, so der Forscher. Momentan erforscht er, inwieweit Oxytocin in Kombination mit Psychotherapie eingesetzt werden könnte, um Menschen mit psychischen Störungen oder zwischenmenschlichen Problemen zu helfen. Beispielsweise Menschen mit Autismus oder  Borderline-Persönlichkeitsstörungen könnten profitieren.

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„Seit einigen Jahren lässt sich nicht mehr bestreiten, dass das Hormon Oxytocin eine zentrale Rolle für unser Sozialverhalten spielt“, sagt Heinrichs. „Die nächsten Jahre werden dadurch geprägt sein, das klinische Potential für sogenannte ‚soziale Störungen‘ zu ermitteln und Psychotherapie da wirksamer zu machen, wo die Entwicklung schon zu lange stagniert oder wie beim Autismus weitgehend ausbleibt“, so der Forscher.

Quelle:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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