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Belohnungsgefühl dank Insulin

Erde|Umwelt

Belohnungsgefühl dank Insulin
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Credit: Thinkstock
Ohne Insulin würde der menschliche Organismus zusammenbrechen: Das Hormon sorgt dafür, dass unsere Körperzellen mit Energie aus dem Blut versorgt werden. Insulin hält aber nicht nur den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht. Es scheint auch bedeutenden Einfluss auf das Belohnungssystem in unserem Gehirn zu haben. Das zumindest legen nun Studien nahe, die den Botenstoff mit der Ausschüttung eines Glückshormons in Zusammenhang bringen.

Den Ergebnissen zufolge spielt Insulin eine wichtige regulierende Rolle bei der Ausschüttung von Dopamin. Dieser Botenstoff ist ein sogenannter Neurotransmitter, der im Gehirn vor allem auf die Belohnungs- und Lustzentren wirkt. „Je mehr Insulin im Gehirn vorhanden ist, desto mehr Dopamin wird dort auch freigesetzt“, fasst Studienautorin Margaret Rice von der New York University School of Medicine die Erkenntnisse ihres Teams zusammen. Die Neurowissenschaftler haben für ihre Untersuchungen Experimente an Nagetieren durchgeführt. Ihre Ergebnisse erscheinen nun in  der Onlineausgabe des Fachmagazins „Nature Communications“.

Hauptsächlich erfüllt Insulin in unserem Körper zwei Funktionen: Es reguliert den Blutzuckerspiegel und gibt im Gehirn das Signal für Sättigung, nachdem wir gegessen haben. Die Forscher um Rice zeigen nun, dass der Botenstoff weitere wichtige Vorgänge kontrolliert, indem er die Ausschüttung des Glückshormons ankurbelt. Womöglich könnte Insulin damit sogar unsere Essenswahl beeinflussen.

Ernährungsabhängiger Effekt

Bei den Untersuchungen beobachteten die Forscher eine 20 bis 55 Prozent erhöhte Dopamin-Freisetzung in der Stratium-Region des Gehirns von Mäusen und Ratten – immer genau dann, wenn der Insulinspiegel anstieg, um Zucker aus aufgenommener Nahrung verarbeiten zu können. In der Stratium-Region wirkt Dopamin auf das Gehirn und stimuliert das Belohnungssystem.

Weitere Experimente mit Ratten zeigten, dass dieser spezielle Effekt des Insulins unterschiedlich stark sein kann und vom Ernährungsverhalten abhängt. Demnach reagierten Tiere, die kalorienarm ernährt wurden, viel empfindlicher auf einen Anstieg des Botenstoffs: Im Vergleich zu Ratten mit einer normalen Ernährung brauchte es bei den auf schmale Kost gesetzten Tieren nur ein Zehntel des Insulinanstiegs, um eine Ankurbelung der Dopamin-Ausschüttung im Gehirn auszulösen. Im Gegensatz dazu reagierten Ratten, die extrem hochkalorisch ernährt wurden, überhaupt nicht mehr in dieser Weise auf das Insulin.

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Suche nach dem Dopamin-Kick

Zusätzlich beobachteten die Wissenschaftler, dass die Tiere scheinbar bewusst nach diesem Dopamin-Kick suchen. Das offenbarte ein Test, bei dem die Ratten sich wiederholt für eine Prozedur entscheiden mussten, die jeweils mit einem Belohnungsgetränk sowie einer Injektion verbunden war: Bei der einen Variante wurde den Ratten ein Insulin-Antikörper gespritzt. Dieser unterbindet die Effekte des Botenstoffs. Bei Variante Nummer Zwei erhielten die Ratten lediglich eine Spritze mit einer wirkungslosen Substanz – einem Placebo. Das Getränk und der damit verbundene Insulin-Anstieg führten also zu einer erhöhten Dopamin-Ausschüttung. Hatten sie diesen Zusammenhang einmal entdeckt, favorisierten die Ratten jedes Mal die Variante, die mehr Glückshormone bedeutete.

Beeinflusste Essenswahl

„Unsere Arbeit weist dem Hormon Insulin eine neue Rolle als elementarer Bestandteil des Belohnungssystems im Gehirn zu“, sagt Rice. „Und sie legt nahe, dass Nagetiere – und vermutlich auch Menschen – sich etwa für kohlenhydratreiches Essen entscheiden, weil es mehr Insulin freisetzt. Und das alles nur, um die Dopamin-Ausschüttung anzukurbeln.“

Den Studienautoren zufolge sind ihre Erkenntnisse wichtig, weil ein chronisch erhöhter Insulinspiegel sowie eine verminderte Insulinempfindlichkeit im Gehirn eng mit Krankheitsbildern wie Adipositas oder Diabetes Typ II verknüpft sind. In Zukunft wollen sie weiter untersuchen, inwiefern Insulin Belohnungsmechanismen und Essensverhalten steuert – und ob eine durch Übergewicht verursachte Unempfindlichkeit gegenüber dem Botenstoff umkehrbar ist oder sogar verhindert werden kann.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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