Dieser Theorie gingen Tecumseh Fitch und seine Kollegen nun durch die Untersuchung des Lippenschmatzens bei Makaken nach. Der Begriff ?Schmatzen? führt den Forschern zufolge eigentlich auf eine falsche Fährte. Es entsteht zwar ein unscheinbares Geräusch, das eigentliche Signal liegt aber in der Mimik der Tiere – in der Koordination von Zunge, Lippen und Kiefer. Sitzen sich eine Makaken-Mutter und ihr Kind gegenüber, dann bekunden sie durch das Lippenschmatzen ihre Sympathie.
Der Rhythmus des Lippenschmatzens von Makaken ähnelt der menschlichen Sprache
Was genau bei diesem Verhalten abläuft, haben die Wissenschaftler durch Röntgenaufnahmen der Affen dokumentiert. Oberflächlich betrachtet, scheint das Lippenschmatzen durch einfaches Öffnen und Schließen der Lippen zu entstehen. Das Verhalten lässt sich aber klar von Kaubewegungen abgrenzen, berichten die Forscher. Die Röntgenfilme zeigen, dass es sich um einen komplexen Mechanismus handelt, bei dem schnelle und koordinierte Bewegungen der Lippen, des Kiefers, der Zunge sowie des Zungenbeins ablaufen. Der Bewegungsrhythmus des Lippenschmatzens ähnelt stark der Silbenproduktion des Menschen, sagen Tecumseh Fitch und seine Kollegen.
Den Forschern zufolge weisen auch Beobachtungen an anderen Affenarten in die gleiche Richtung. Brüllen, Rufen und Grunzen sei bei Primaten angeboren und kaum veränderbar, mit den Lippen sind sie dagegen zu einem variantenreichen Ausdruck fähig. Von Orang-Utans ist beispielsweise bekannt, dass sie sogar pfeifen lernen können. Fitch und seine Kollegen vermuten, dass der Mensch bei der Entwicklung der Sprache mimische Bewegungen einfach um Stimmlaute erweitert hat. Dazu waren allerdings feinere Kehlkopfbewegungen nötig. ?Wie sich dieser ‘singende’ Anteil der Sprache entwickelt hat, bleibt noch im Dunkeln?, sagt Fitch.