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Wie Silberfische zu einem schönen Zuhause kommen

Erde|Umwelt

Wie Silberfische zu einem schönen Zuhause kommen
Silberfische sind eigentlich nie gern gesehene Gäste ? auch nicht bei Ameisen. Trotzdem schaffen es die flinken Tiere gar nicht so selten, sich im Ameisenbau häuslich einzurichten und dauerhaft freie Kost und Logis abzugreifen. Dazu nutzen sie einen ganz besonderen Trick, hat nun ein deutsches Forscherteam in Malaysia entdeckt.

Die Ameise Leptogenys distinguenda, beheimatet in den Regenwäldern Malaysias, ist ein beliebter Gastgeber: Ihre Behausungen bieten guten Schutz vor allen möglichen Widrigkeiten inklusive Feinden, und das Nahrungsangebot ist dank der unermüdlichen Anstrengungen der Arbeiterinnen exzellent. Kein Wunder also, dass diese paradiesischen Zustände auch allerhand Schmarotzer anlocken. Das wissen natürlich auch die Ameisen und haben ein ausgeklügeltes Dufterkennungssystem entwickelt, um Fremde und ungebetene Gäste sofort erkennen zu können.

Penetrante Gäste: Silberfische

Trotzdem finden sich in den Nestern praktisch immer Spinnen, verschiedene Käfer, Springschwänze, Buckelfliegen, Milben und sogar Schnecken. Ebenfalls häufig vertreten unter diesen vornehm „Myrmekophilen“, zu Deutsch „Ameisengästen“, genannten ungebetenen Mitbewohnern sind Silberfischchen der Art Malayatelura ponerophila. Sie leben bevorzugt in der Mitte des Nests, dort, wo auch der Ameisennachwuchs untergebracht ist, und tun sich an dem reichen Nahrungsangebot gütlich. Damit bedrohen sie die eigentlichen Bewohner zwar nicht direkt, sie nehmen ihnen aber die mühsam beschafften Ressourcen und sollten daher eigentlich nicht toleriert werden.

Warum die Ameisen die ungebetenen Dauergäste trotzdem in Ruhe lassen, haben nun Christoph von Beeren von der Ludwig-Maximilian-Universität in München und einige seiner Kollegen untersucht. Dazu sammelten sie Ameisen und ihre Hausgäste ein und unterzogen sie im Labor verschiedensten Tests. Ihr Fazit: Die Silberfische schlagen die Ameisen offenbar sozusagen mit ihren eigenen Waffen, sprich sie hüllen sich in exakt die Duftmischung, die die fleißigen Insekten selbst benutzen. Um an den Chemikaliencocktail ? immerhin mindestens 70 verschiedene Substanzen ? heranzukommen, pirschen sich die Parasiten an gerade geschlüpfte Arbeiterinnen heran und reiben dann ihren Körper an den wehrlosen Tieren.

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Null-Toleranz-Politik beim falschen Duft

Diese Dufttarnung muss in regelmäßigen Abständen erneuert werden, zeigte ein Versuch, in dem die Forscher einige Silberfische mehrere Tage lang getrennt von ihren Gastgebern hielten. Kamen die Ameisen und die Silberfische anschließend wieder zusammen, zeigten sich die ansonsten friedlichen Gastgeber deutlich weniger tolerant gegenüber den Eindringlingen: Sie packten sie, bissen und traktierten sie sehr viel häufiger als üblich.

Die Experimente hätten zweierlei gezeigt, sagen die Forscher: Zum einen scheint die Dufttarnung der entscheidende Punkt zu sein, der die überraschende Toleranz der Ameisen gegenüber den Parasiten erklärt. Es sei allerdings durchaus möglich, dass die Silberfische neben dieser chemischen Mimikry auch noch andere Tricks benutzen, um die Ameisen zu täuschen, etwa bestimmte Laute oder ein typisches Verhaltensmuster. Zum anderen habe sich gezeigt, dass sich der Aufwand, den die Silberfische für ihren Dufttarnmantel betreiben, durchaus lohnt. Fehlt er nämlich, werden sie lange nicht so freundlich behandelt wie mit der irreführenden Duftmarke. Im Moment scheinen die Silberfische beim evolutionären Wettrüsten also die Nase vorn zu haben, so das Fazit der Forscher: Sie haben Verhaltensmuster entwickelt, mit denen sie das Verteidigungs- und Schutzsystem der Ameisen ? und sei es noch so ausgeklügelt ? spielend unterwandern können.

Christoph von Beeren (LMU) et al.: BMC Ecology, Online-Vorabveröffentlichung vom 30. November © wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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