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Eisiger Kandidat für außerirdische Lebensräume

Erde|Umwelt

Eisiger Kandidat für außerirdische Lebensräume
Mit etwa minus160 Grad Celsius Oberflächentemperatur scheint der Jupitermond Europa auf den ersten Blick ultimativ lebensfeindlich ? doch der frostige Himmelskörper hat es diesbezüglich offenbar in sich: Ein internationales Forscherteam präsentiert nun Hinweise auf ein Gebilde aus flüssigem Wasser, etwa drei Kilometer unter der Oberfläche des Mondes. Dieser See könnte damit zusätzlich zu dem Ozean existieren, den Experten bereits seit einiger Zeit in mehr als zehn Kilometern Tiefe vermuten. Das verborgene Wasserreservoir habe vermutlich das Volumen der nordamerikanischen Großen Seen und könnte die Voraussetzungen für Leben bieten, sagen die Wissenschaftler. Durch die geringere Tiefe entstehe ein wichtiger Stoffkreislauf zwischen der Oberfläche des Mondes und dem darunterliegenden Wasser, der die Entwicklung von Leben begünstigt haben könnte. Das Team um Britney Schmidt von der University of Texas vermutet, dass es noch weitere solcher Seen im Eispanzer Europas geben könnte.

Zu ihren Schlussfolgerungen kommen die Forscher durch Vergleiche von Aufnahmen des Eisschildes Europas mit irdischen Eisformationen über flüssigem Wasser. Auch auf Europa gibt es demnach Anzeichen für dynamische Prozesse in der Eisschicht, die durch das darunterliegende Flüssigwasser entstehen: „Obwohl der Eispanzer dick ist, scheint er sich langsam durchzumischen und stellt dadurch eine Verbindung zwischen der Oberfläche und dem darunterliegenden Wasser her?, sagt Schmidt. So könnten Substanzen das Wasser erreichen, die Leben begünstigen.

Die Region auf der Oberfläche Europas, unter der die Wissenschaftler den See vermuten, nennen sie ?Chaos Terrains?. Dieser Bereich zeichnet sich durch ein auffälliges Durcheinander von Eisformationen aus. Bisher war unklar, wodurch sich diese Strukturen gebildet haben könnten. Mit den Computermodellen, die die Wissenschaftler auf Basis der Datenanalysen irdischer Eisformationen entwickelt haben, können sie nun die Entstehung der Chaos Terrains erklären: Flüssiges Wasser, das sich nicht tiefer als etwa drei Kilometer unter diesem Bereich befindet, lässt die bizarren Strukturen erscheinen. Ähnlich wie bei Gletschereis über den vulkanisch aktiven Bereichen Islands oder Shelfeis beeinflusst die Eis-Wasser-Dynamik auf charakteristische Weise die Eisformationen an der Oberfläche.

Den finalen Beweis für die Existenz der Seen im Eisschild Europas können nach Ansicht der Forscher nur Sonden liefern, die auf Europa landen, Proben des Eises nehmen und den Untergrund mit Radarwellen durchleuchten. Entsprechende Missionen sind in Planung und rutschen nun vermutlich auch erneut ein Stück höher auf der Prioritätenskala der amerikanischen Weltraumagentur NASA. Es gibt bereits Konzepte für eine Sonde, die sich durch den Eispanzer Europas schmelzen kann, um das flüssige Wasser zu erreichen. Sollte diese Vision eines Tages Wirklichkeit werden, könnte die Menschheit erfahren, ob hier das Leben ebenfalls eine Nische gefunden hat.

?Wissenschaft lebt auch von der Intuition?, sagt Tilman Spohn, Direktor des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gegenüber bild der wissenschaft. ?Es könnte auf Europa theoretisch etwas Ähnliches geben wie die sogenannten ?Black Smokers? der irdischen Tiefsee?, meint er. Diese Gebilde stoßen heißes Wasser aus, in dem Nährstoffe gelöst sind, von denen auf der Erde eine kleine Gemeinschaft von Lebewesen existiert ? unabhängig von jeder Sonnenenergie. ?Mich persönlich würde es wundern, wenn das Leben sich nur auf der Erde so erfinderisch gezeigt hätte?, kommentiert der Forscher.

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Rolf Müller, Virginia Tech University in Blacksburg, et al.: Nature, doi:10.1038/nature10608 wissenschaft.de – Martin Vieweg
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