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Realistische Höhlenkunst

Erde|Umwelt

Realistische Höhlenkunst
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Heute sind Tigerschecken bei den Rassen Knabstrupper, Appaloosa und Noriker beliebt. Es gab sie aber schon im Pleistozän. (c) IZW
Schon bevor der Mensch das Pferd zähmte, kamen manche Pferde im gescheckten Dalmatiner-Look daher. Wandbilder in der Höhle von Pech-Merle in Südwestfrankreich, die weiße Pferde mit schwarzen Punkten abbilden, stellen die Wirklichkeit dar, berichtet jetzt ein internationales Team um Melanie Pruvost. Die Forscher untersuchten das Erbgut von 31 Pferden, die während der Steinzeit in Mitteleuropa, auf der Iberischen Halbinsel und in Sibirien lebten. Sie stellten fest, dass sechs davon eine Genvariante trugen, die bei modernen Pferden für die so genannte ?Tigerscheckung? verantwortlich ist.

Bislang war es umstritten, ob die gepunkteten Pferde in den 25.000 Jahre alten Höhlenmalereien ein Abbild der Realität waren, oder ob es sich um eines der ersten Beispiele abstrakter Kunst handelte. ?Der Grad an Realismus der Darstellungen wird heiß diskutiert?, berichtet der Archäologe Terry O’Connor von der University of York, der an der Studie beteiligt war. Der Verdacht lag nahe, weil in der Höhe von Pech-Merle auch isolierte Punktmuster zu finden sind, die zum Beispiel den Umriss einer menschlichen Hand umgeben. Zudem sind viele heutige Tigerschecken nachtblind. Da das für wildlebende Pferde ein Nachteil ist, hatten Biologen angenommen, dass sich das Leopardenmuster erst durchsetzen konnte, als die Pferde vor etwa 5.500 Jahren zu Haustieren wurden.

Die Forscher untersuchten nun 31 Erbgut-Proben aus den Knochen oder Zähnen von Pferden, die bis zu 35.000 Jahre alt waren. Sie stammten aus der Zeit, bevor die Art domestiziert wurde. Das Ergebnis: 18 der Pferde hatten braunes Fell, sieben waren schwarz. Sechs Pferde waren Tigerschecken. Vier davon lebten während der Altsteinzeit in Westeuropa, zwei während der Kupferzeit in Osteuropa. In Sibirien und auf der Iberischen Halbinsel kamen die gesprenkelten Reittiere dagegen nicht vor. Die Forscher schließen daraus, dass die meisten vorzeitlichen Wildpferde braun waren, ähnlich wie die heutigen Przewalski-Pferde. Doch Tigerschecken seien keineswegs selten gewesen. Sie spekulieren, dass das auffällige Muster als Tarnung gedient haben könnte. In einer schneebedeckten eiszeitlichen Landschaft waren Tigerschecken wahrscheinlich nur schwer zu sehen.

Pferde wurden von den Steinzeit-Menschen relativ häufig gemalt, meist in einem vereinfachten, Cartoon-ähnlichen Stil. In der Höhle von Pech-Merle sind auch Mammuts, Bisons und Löwen abgebildet. ?Unsere Vorfahren haben das gemalt, was sie gesehen haben?, sagt Michi Hofreiter von der University of York. ?Das gibt uns ein tieferes Verständnis für andere Tierzeichnungen aus der Zeit des Pleistozän.? Auch der Archäologe Terry O?Connor kommt zu diesem Schluss: ?Unsere Ergebnisse stützen die Vorstellung, dass die Höhlenmalerei ein Abbild der natürlichen Umwelt des Menschen ist und weniger einen symbolischen oder transzendentalen Hintergrund hatte, wie oft vermutet wird.”

Melanie Pruvost (Leibniz Institut für Zoo und Wieldtierforschung, Berlin), et al.: Proceedings oft he National Academy of Sciences, Online-Vorabausgabe, doi:10.1073/pnas.1108982108 wissenschaft.de – Ute Kehse
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