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Eins, zwei oder drei?

Erde|Umwelt

Eins, zwei oder drei?
Im Zeichentrickfilm ?Der König der Löwen? kommen Hyänen nicht als besonders intelligent daher ? ganz im Gegensatz zu ihren Gegenspielern, den Löwen. Eine Studie von US-Forschern deutet nun jedoch darauf hin, dass es sich genau umgekehrt verhalten könnte: Hyänen sind möglicherweise sogar schlauer als Löwen. Jedenfalls können sie anhand des Geheuls fremder Artgenossen feststellen, ob sie es mit einem, zwei oder drei Rivalen zu tun haben. Ähnliche Fähigkeiten wurden bislang nur bei Affen und einigen Vogelarten beobachtet.

Eine verbreitete Theorie über die Entwicklung intelligenter Arten basiert darauf, dass Individuen, die in ausgeprägten sozialen Gruppen leben, viele verschiedene Beziehungen berücksichtigen müssen – und mit der Zeit dementsprechend vielfältigere kognitive Fähigkeiten und ein größeres Gehirn ausbilden. Ein Beispiel hierfür sind unter anderem Affen. Aber auch Hyänen haben offenbar ein sehr komplexes Sozialgefüge, bereichtet die Biologin Kay Holekamp, die über zwei Jahrzehnte lang Hyänen beobachtet hat. Sie stieß dabei auf Gruppen mit zum Teil über 90 Tieren, die sich wiederum in einzelne Untergruppen unterteilen. Da die Hyänen also in ähnlich komplexen Strukturen leben wie Affen, könnten sie auch ähnlich intelligent sein wie die Primaten, schlossen Holekamp und ihre Kollegen.

Die Wissenschaftler suchten daher nach weiteren Merkmalen für Intelligenz. Sie konzentrierten sich vor allem auf das Zählen, das zu den höheren kognitiven Fähigkeiten gehört, und testeten, ob Hyänen in der Lage sind, die Anzahl fremder Artgenossen zu ermitteln. Dazu spielten sie knapp 40 Tieren in Kenia das Geheul verschiedener Hyänenstimmen vor. Dabei verwendeten sie Aufnahmen von Tieren aus Tansania, Malawi und dem Senegal, um den lauschenden Hyänen vorzugaukeln, dass sich nicht zu ihrem Rudel gehörende Tiere in ihrem Revier aufhielten. Die Raubtiere bekamen hintereinander das Gebell und Gejaule von einer, zwei oder drei fremden Stimmen zu hören. Ergebnis: Je mehr Stimmen vertreten waren, umso unruhiger wurden sie.

In früheren Studien hatten Löwen, Schimpansen und Brüllaffen eine ähnliche Reaktion gezeigt, erläutern die Forscher. Allerdings wurde in diesen Experimenten die Wirkung kleinerer und größerer Gruppen untersucht, also die Reaktion der Tiere auf eine Geräuschkulisse. Um eine genauere Differenzierung zu erhalten, entschieden sich die Forscher hier für das sequenzielle Abspielen der einzelnen Hyänenstimmen. So gewährleisteten sie, dass die Zuhörer tatsächlich einzelne Stimmen auseinanderhalten und den Überblick bewahren konnten.

Vor allem Letzteres spielt bei der Verteidigung des Reviers eine wichtige Rolle: Sehen sich Hyänen nur wenigen Angreifern gegenüber, reagieren sie deutlich aggressiver. Sehen sie sich hingegen in der Unterzahl, ziehen sie sich eher zurück, um blutige Konflikte zu vermeiden. Hyänen leben also nicht nur in ähnlich strukturierten Sozialverbänden wie Primaten, sondern scheinen auch ähnliche kognitive Fähigkeiten zu haben, resümieren die Forscher. ?Hyänen scheinen sogar klüger als andere Fleischfresser zu sein. Löwen beispielsweise leben in sehr viel kleineren Gruppen und zeigen in den meisten Situationen ein überraschend roboterhaftes Verhalten?, sagt Kay Holekamp. Trotzdem glaubt die Biologin, dass Affen intelligenter sind als Fleischfresser ? schließlich spielten für die absolute Intelligenz noch ein paar andere Faktoren eine Rolle.

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Nature Online-Dienst, doi: 10.1038/news.2011.484 Originalarbeit der Forscher: Sarah Benson-Amram (Michigan State University, East Lansing) et al.: Animal Behaviour, doi: 10.1016/j.anbehav.2011.07.004 wissenschaft.de ? Marion Martin
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