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Auslese: Was Forscher diese Woche noch entdeckt haben

Erde|Umwelt

Auslese: Was Forscher diese Woche noch entdeckt haben
Große Menschen haben in vielen Lebensbereichen Vorteile – das haben bereits diverse Studien gezeigt. Was das Krebsrisiko angeht, scheinen sie allerdings eher benachteiligt zu sein: Britische Forscher haben jetzt eine gigantische Datenbank ausgewertet, in der Informationen über mehr als 1,3 Millionen Frauen mittleren Alters erfasst waren. Während der etwa zehn Jahre, in der diese Gruppe beobachtet wurde, traten dabei 97.000 Krebsfälle auf. Die Analyse zeigte: Selbst wenn man alle anderen Risikofaktoren herausrechnet, haben größere Frauen immer noch ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken, als kleinere. Pro zehn Zentimeter mehr Körpergröße steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Tumorleiden um 16 Prozent, haben die Forscher errechnet. Da das für die verschiedensten Arten von Krebs gilt, scheint es einen gemeinsamen Mechanismus zu geben, der vermutlich schon in der Kindheit die Weichen für diesen Effekt stellt. Denkbar seien dabei zwei Erklärungen: Entweder gibt es bestimmte Umweltfaktoren oder genetische Besonderheiten, die sowohl das Wachstum als auch das Krebsrisiko beeinflussen. Oder die größere Anzahl von Zellen, die in einem großen Körper vorhanden sind, erhöht per se die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Entartungen kommt. In jedem Fall könnte der Größeneffekt laut den Forschern zumindest zum Teil erklären, warum es in unterschiedlichen Ländern verschiedene Krebsraten gibt – und warum die Anzahl von Krebserkrankungen seit Jahren stetig zunimmt, denn auch die Durchschnittsgröße steigt kontinuierlich an. (Jane Green, University of Oxford, et al.: The Lancet Oncology, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1016/S1470-2045(11)70154-1)

Weiter in die USA: Dort haben Forscher eine buchstäblich einleuchtende Methode gefunden, wie man Infektionen mit Bakterien innerhalb des Körpers sichtbar machen kann. Denn eine bakterielle Entzündung von einer mit einer anderen Ursache zu unterscheiden, ist notorisch schwierig. Die einzige momentan verfügbare zuverlässige Möglichkeit ist, Kulturen anzulegen, auf denen dann nach einigen Tagen Bakterien wachsen – oder eben auch nicht. Viel schneller und einfacher ist es da, ein Kontrastmittel zu spritzen, das die Erreger direkt vor Ort aufspürt. Genau ein solches hat das US-Team jetzt entwickelt. Die Wissenschaftler koppelten dazu einen fluoreszierenden Farbstoff an Maltodextrin – eine Mischung unterschiedlich langer Ketten aus Traubenzucker-Molekülen. Der Trick dahinter: Dieses Kohlenhydratgemisch dient vielen Bakterienarten als Futter, wird aber von normalen Körperzellen fast vollständig verschmäht. Daher reichert sich der leuchtende Zucker nahezu ausschließlich im Innern von Bakterien an, mit der Folge, dass man speziell dort, wo viele Keime auf engem Raum beisammen sind, ein starkes Signal sehen kann. In ersten Tests mit Ratten hat sich das zuckrige Kontrastmittel bereits bewährt: Man habe den Entzündungsherd hervorragend sowohl von Tumoren als auch von anderen Entzündungsvarianten unterscheiden können. Das funktionierte sogar dann, wenn weniger als eine Million Bakterien im Gewebe waren – frühere Systeme benötigten mindestens das Hundertfache an Keimen. Wie lange es allerdings dauern wird, bis das Verfahren in die klinischen Tests gehen kann, dazu können die Wissenschaftler noch nichts sagen. (Xinghai Ning, Georgia Institute of Technology, Atlanta, et al.: Nature Materials, Bd. 10, S. 602)

Mehr bakterielle Infektionen gehören neben einem ganzen Strauss anderer Gesundheitsprobleme auch zu den bekannten Folgen vom Passivrauchen. US-Forscher glauben, jetzt eine weitere unangenehme Konsequenz des unfreiwilligen Mitrauchens identifiziert zu haben: Schwerhörigkeit. Zumindest bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren geht regelmäßiges Passivrauchen nämlich mit einem deutlich erhöhten Risiko für die sogenannte Schallempfindungsschwerhörigkeit einher, eine Form, die eigentlich typisch für ältere Menschen ist und entweder durch Schäden im Innenohr oder am Hörnerv ausgelöst wird. Die Wissenschaftler konnten bei insgesamt 1.533 Probanden zeigen: Je mehr Nikotin-Abbauprodukte die Teenager im Blut hatten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie mittlere und hohe Tonfrequenzen nur noch gedämpft wahrnahmen. Da genau diese Bereiche wichtig für das Verstehen von Sprache sind, könne das weitreichende Konsequenzen im Alltagsleben der Jugendlichen haben, sagen die Forscher – vor allem, weil den meisten Probanden ihre Probleme gar nicht bewusst waren. Zurückzuführen ist die Korrelation möglicherweise auf die bei Raucherkindern deutlich erhöhte Anzahl von Mittelohrentzündungen oder auch auf Schäden, die die Giftstoffe im Rauch an den feinen Blutgefäßen des Ohrs anrichten. Es ist allerdings auch nicht ganz ausgeschlossen, dass es gar keinen kausalen Zusammenhang gibt: Möglicherweise ist die Schwerhörigkeit lediglich eine Folge eines bestimmten Lebensstils, der auch dem Rauchen, etwa bei den Eltern, Vorschub leistet. (Anil Lalwani, New York University, et al.: Archives of Otolaryngology, Bd. 137, Nr. 7, S. 655)

Diese Woche hat auch einer Gruppe von Wissenschaftlern einen Aha-Effekt beschert, die sich mit Impfungen beschäftigen: Sie haben entdeckt, warum der Zusatz von Aluminiumhydroxid die Wirkung der Immunisierung verstärkt. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil Aluminiumsalze bereits seit den 1920er-Jahren als Verstärker bei Impfungen eingesetzt werden, ohne dass der genaue Wirkmechanismus bekannt war. Es gibt lediglich Vermutungen dazu – die am weitesten verbreitete besagt, dass sich die aktiven Substanzen im Impfstoff an der Oberfläche der Aluminiumsalze anlagern und so länger vor Ort bleiben. Der Fund der Forscher aus Belgien und Japan weist jetzt jedoch in eine andere Richtung: Der Kontakt mit den Aluminiumverbindungen scheint einzelne Körperzellen in den Selbstmord zu treiben und sie dazu zu bringen, ihre DNA freizusetzen. Das wiederum bedeutet für das Immunsystem Alarmstufe Rot, denn die Erbsubstanz hat außerhalb der Zellen eigentlich nichts zu suchen. Es schickt also sofort seine schnellen Eingreiftruppen und reagiert damit viel rascher und stärker auf die Injektion, als es der Impfstoff alleine hätte auslösen können. Sorgen zu machen braucht man sich deswegen aber nicht: Die Anzahl der Zellen, die sich wegen des Aluminiums umbringen, ist so gering, dass sie überhaupt nicht ins Gewicht fällt. (Thomas Marichal, Université de Liège, et al.: Nature Medicine, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1038/nm.2403)

Zum Schluss mal wieder etwas Neues zum Thema Kaffee und was selbiger nun Gutes oder Schlechtes mit dem menschlichen Organismus anstellt. Diesmal kommt die Erkenntnis aus Australien und besagt: Wer glaubt, im statisch-rauschenden Radio ständig das Lied „White Christmas“ zu hören, der sollte sein Augenmerk auf seinen Koffeinkonsum und seinen Stresslevel lenken. Denn vor allem die Kombination aus Stress und zuviel Kaffee – die beteiligten Forscher sprechen von fünf Tassen pro Tag – erhöht auch bei gesunden Menschen anscheinend die Neigung zu Halluzinationen, speziell zu solchen akustischer Natur. Offenbar senkt das Koffein die Schwelle, ab der das Ohr Reize wahrnimmt und interpretiert – ein Effekt, der vom Stress verstärkt wird, sagen die Wissenschaftler. Das Schöne an Meldungen über Kaffee ist jedoch, dass sie fast immer sowohl für Koffeinjunkies als auch für radikale Kaffeegegner Argumente liefern: Mit der verstärkten Halluzinationsneigung geht beispielsweise ein Kreativitätschub einher, und zudem scheint Kaffee vor Diabetes, Parkinson und bestimmten Krebsarten zu schützen. Andererseits scheint das Gebräu allerdings auch das Risiko für bestimmte Krebsarten zu erhöhen – ebenso wie das für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose. (Simon Crowe, La Trobe University, Victoria, et al.: Personality and Individual Differences, Bd. 50, S. 626)

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wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
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  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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