Dazu ließen die Wissenschaftler in 42 Zoos ? die meisten davon in den USA ? jeweils mehrere Pfleger die Persönlichkeit und das augenscheinliche Wohlbefinden von insgesamt 184 Orang-Utans bewerten, von denen schließlich 172 in die Auswertung einflossen. Die Pfleger waren mit den Tieren vertraut und sollten vier verschiedene Punkte berücksichtigen: Wie häufig zeigt ein Individuum Anzeichen für eine positive oder negative Stimmung? Wieviel Vergnügen hat es an sozialen Interaktionen? Wie gut ist seine Fähigkeit ausgeprägt, die eigenen Interessen durchzusetzen? Und schließlich: Wie angenehm wäre es für den Pfleger selbst, für eine kurze Zeit genau dieser Orang-Utan zu sein? Diese Kriterien, das haben laut den Forschern bereits frühere Studien an Schimpansen und anderen Affen ergeben, spiegeln sehr gut die Persönlichkeit eines Tieres wider und geben damit auch Auskunft über dessen Zufriedenheitslevel.
31 Tiere starben während der rund sieben Jahre, die die Studie dauerte. Die Wahrscheinlichkeit zu sterben hing dabei direkt mit dem Wohlbefinden zusammen, zeigte eine mathematische Auswertung der Daten. Zufriedenheit wirkte demnach fast wie ein Jungbrunnen, illustrieren die Forscher: Die Affen, deren Wohlbefinden unterdurchschnittlich gut war, waren in Bezug auf das Sterberisiko gut 10 Jahre älter als die Orang-Utans, die beim Wohlbefinden überdurchschnittliche Werte erzielt hatten.
Wie der Zusammenhang zustande kommt, sei bisher völlig unklar. Es gebe allerdings verschiedene Erklärungsansätze, schreibt das Team. So sei es beispielsweise möglich, dass ein grundlegendes Unbehagen das erste Anzeichen einer Krankheit oder eines körperlichen Problems ist, das sich bereits bemerkbar macht, bevor die echten Symptome ausbrechen. Es könnte jedoch genauso gut sein, dass das geringe Wohlbefinden auf Stressfaktoren zurückgeht, die eine ständige Überaktivität des Stresshormonsystems auslösen, was wiederum zu Lasten der Gesundheit geht. Und schließlich sei auch nicht auszuschließen, dass ein hoher Grad an Zufriedenheit eine gute genetische Veranlagung widerspiegele, die sowohl die Psyche als auch Körper positiv beeinflusst. Welche Erklärung am besten passt oder ob der Zusammenhang auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückgehe, müsse in weiteren Studien erprobt werden. In jedem Fall sei die Bewertung des Wohlbefindens ein wertvolles Werkzeug für die Überwachung seltener und wertvoller Tiere im Zoo und könne helfen, deren Lebensbedingungen und damit auch die Lebenserwartung zu optimieren.