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Glück und ein langes Leben…

Erde|Umwelt

Glück und ein langes Leben…
Auch für Orang-Utans gilt: Wer glücklich und zufrieden ist, lebt länger. Das haben jetzt schottische und US-amerikanische Wissenschaftler entdeckt, als sie insgesamt 184 Orang-Utans in verschiedenen Zoos über sieben Jahre lang beobachteten. Warum das so ist, können die Forscher zwar noch nicht sagen. Es scheint sich jedoch um einen sehr grundlegenden Zusammenhang zu handeln, denn auch beim Menschen, bei Schimpansen und bei anderen Affen gehen persönliches Wohlbefinden und ein längeres Leben miteinander einher. Als nächstes wäre es daher sinnvoll, nach den Faktoren zu suchen, die das eine oder das andere beeinflussen, schlägt das Team um Alexander Weiss von der Universität in Edinburgh vor.

Wie wohl sich jemand in seiner Haut fühlt, gilt häufig als Indikator dafür, ob im Leben des Betreffenden positive oder negative Erlebnisse überwiegen. Allerdings hätten vor allem in den letzten Jahren verschiedene Studien gezeigt, dass auch eine genetische Komponente das subjektive Wohlbefinden beeinflusst, erläutern Weiss und seine Kollegen. Wie auch immer sich der persönliche Glückslevel zusammensetzt, eines kristallisiert sich immer stärker heraus: Je zufriedener ein Mensch ist, desto größer ist seine Chance auf Erfolg in Arbeit und Privatleben ? und desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er ein hohes Alter erreicht. Ziel der Wissenschaftler um Weiss war es nun, zu prüfen, ob es einen derartigen Zusammenhang auch bei Primaten und speziell beim Orang-Utan gibt, der von den großen Menschenaffen am wenigsten eng mit dem Menschen verwandt ist.

Dazu ließen die Wissenschaftler in 42 Zoos ? die meisten davon in den USA ? jeweils mehrere Pfleger die Persönlichkeit und das augenscheinliche Wohlbefinden von insgesamt 184 Orang-Utans bewerten, von denen schließlich 172 in die Auswertung einflossen. Die Pfleger waren mit den Tieren vertraut und sollten vier verschiedene Punkte berücksichtigen: Wie häufig zeigt ein Individuum Anzeichen für eine positive oder negative Stimmung? Wieviel Vergnügen hat es an sozialen Interaktionen? Wie gut ist seine Fähigkeit ausgeprägt, die eigenen Interessen durchzusetzen? Und schließlich: Wie angenehm wäre es für den Pfleger selbst, für eine kurze Zeit genau dieser Orang-Utan zu sein? Diese Kriterien, das haben laut den Forschern bereits frühere Studien an Schimpansen und anderen Affen ergeben, spiegeln sehr gut die Persönlichkeit eines Tieres wider und geben damit auch Auskunft über dessen Zufriedenheitslevel.

31 Tiere starben während der rund sieben Jahre, die die Studie dauerte. Die Wahrscheinlichkeit zu sterben hing dabei direkt mit dem Wohlbefinden zusammen, zeigte eine mathematische Auswertung der Daten. Zufriedenheit wirkte demnach fast wie ein Jungbrunnen, illustrieren die Forscher: Die Affen, deren Wohlbefinden unterdurchschnittlich gut war, waren in Bezug auf das Sterberisiko gut 10 Jahre älter als die Orang-Utans, die beim Wohlbefinden überdurchschnittliche Werte erzielt hatten.

Wie der Zusammenhang zustande kommt, sei bisher völlig unklar. Es gebe allerdings verschiedene Erklärungsansätze, schreibt das Team. So sei es beispielsweise möglich, dass ein grundlegendes Unbehagen das erste Anzeichen einer Krankheit oder eines körperlichen Problems ist, das sich bereits bemerkbar macht, bevor die echten Symptome ausbrechen. Es könnte jedoch genauso gut sein, dass das geringe Wohlbefinden auf Stressfaktoren zurückgeht, die eine ständige Überaktivität des Stresshormonsystems auslösen, was wiederum zu Lasten der Gesundheit geht. Und schließlich sei auch nicht auszuschließen, dass ein hoher Grad an Zufriedenheit eine gute genetische Veranlagung widerspiegele, die sowohl die Psyche als auch Körper positiv beeinflusst. Welche Erklärung am besten passt oder ob der Zusammenhang auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückgehe, müsse in weiteren Studien erprobt werden. In jedem Fall sei die Bewertung des Wohlbefindens ein wertvolles Werkzeug für die Überwachung seltener und wertvoller Tiere im Zoo und könne helfen, deren Lebensbedingungen und damit auch die Lebenserwartung zu optimieren.

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Alexander Weiss (University of Edinburgh) et al.: Journal of the Royal Society: Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2011.0543 wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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