Sie ist ein Paradebeispiel für den Erfindungsreichtum der Natur: Die Wasserspinne Argyroneta aquatica hat mit einem raffinierten Taucherglocken-Trick die Unterwasserwelt erobert. Wie das funktioniert, haben jetzt zwei Biologen aus Deutschland und Australien genauer untersucht.
Biologen und Naturfreunde hat die Wasserspinne schon immer fasziniert. Während ihre nächsten Verwandten, die Trichterspinnen, an Land ihre Netze weben, fängt die skurrile Taucherin in ruhigen Gewässern Europas und Nordasiens kleine Wassertierchen. Doch wie ihre Verwandtschaft an Land braucht auch die Wasserspinne Luft zum atmen. Dazu dient ihr eine schillernden Luftblase, die sie unter einem Baldachin aus Spinnfäden gefangen hält. Diese Taucherglocke befüllt die Spinne, indem sie gelegentlich an der Wasseroberfläche Luft schöpft: An ihrem haarigen Körper hält sich eine Luftschicht, die sie mit sich in die Tiefe zieht und dann in ihre Taucherglocke entlässt. ?Welche Bedingungen in dem Gas der Taucherglocke herrschen, war bisher kaum bekannt?, sagen Stefan Hetz von der Berliner Humboldt-Universität und Roger Seymour von der University Adelaide.
Die beiden Forscher sammelten für ihre Studie Wasserspinnen aus der Eider in Schleswig-Holstein und siedelten sie in Laboraquarien an. Hauchdünne Glasfasern mit integriertem Sauerstoffsensor dienten als Messinstrumente in den Taucherglocken der achtbeinigen Versuchstiere.
Video: Argyroneta aquatica. Credit: DJAlMighty247
Die Messungen ergaben, dass fortwährend neuer Sauerstoff aus dem umgebenden Wasser in die Blase übertritt, so dass sie für die Spinne wie eine künstliche Kieme funktioniert, an der sie das lebenswichtige Gas auftanken kann. Der Sauerstoff dringt durch die Oberfläche der Luftblase ebenso schnell ein wie ihn die Spinne veratmet, fanden Hetz und Seymmour heraus. Die Spinne muss ihren Luftvorrat dennoch von Zeit zu Zeit auffüllen, da Stickstoff aus der Taucherglocke in das Wasser entweicht, sodass die Blase allmählich schrumpft, erläutern die beiden Forscher im ?Journal of Experimental Biology?.
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Roger Seymour und Stefan Hetz ?Journal of Experimental Biology?, Vol. 214, pp 2175-81, DOI 10.1242/jeb.056093 wissenschaft.de ? Martin Vieweg