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Urzeitliches Landleben

Erde|Umwelt

Urzeitliches Landleben
Winzige, einzellige Algen waren wahrscheinlich die ersten Bewohner der Kontinente. Vor einer Milliarde Jahre bewohnten rundliche, bis zu einem Millimeter große Organismen den Grund und den Uferschlamm eines urzeitlichen Sees im heutigen Schottland. Das berichten Paul Strother vom Boston College in den USA und Kollegen in der Zeitschrift Nature. Die Forscher lösten unterschiedlich geformte Mikrofossilien aus Gesteinen am schottischen See Loch Torridon heraus. Ihrer Meinung nach handelt es sich nicht um einfache Bakterien, sondern um komplexe Einzeller, so genannte Eukaryoten.

„Diese neuen Fossilien zeigen, dass es komplexe Algenzellen an Land schon vor mehr als einer Milliarde Jahre gab, weit früher als gedacht“, sagt Martin Brasier von der Oxford University, einer der Verfasser. Bislang hatten die Paläontologen angenommen, dass sich alle wichtigen Schritte in der Evolution des Lebens im Meer abspielten ? von der Geburt der allerersten, simplen Bakterien bis hin zur Entstehung mehrzelliger Tiere. Die Kontinente, so nahm man an, waren bis vor gut 500 Millionen Jahren öde Gesteinswüsten. Dann eroberten einfache Flechten und Moose das Land.

Brasier spekuliert nun, dass die Geburt mehrzelliger Pflanzen womöglich gar nicht im Meer stattfand, sondern in einem Süßwassersee. „Vielleicht begünstigten die Bedingungen in den früheren Seen rund um den Loch Torridon den entscheidenden Schritt dieser Transformation. Dabei wurden Cyanobakterien von anderen Zellen eingeschlossen, sie verwandelten sich in Chloroplasten“, sagt der Forscher.

Während die ersten einfachen Zellen ohne Zellkern vor etwa 3,5 Milliarden Jahren entstanden, bildeten sich die wesentlich komplizierteren und größeren Zellen mit Zellkern erst später. Sie tauchten vor 2,1, vielleicht auch erst vor 1,5 Milliarden Jahren auf. Genaueres können Paläontologen nicht sagen, da alle Mikrofossilien aus dieser Zeit einfache, runde Gebilde sind. Die Fossilien vom Loch Torridon sind allerdings vielfältiger. Auf den Zellwänden, die die Forscher mit Säure aus dem Schiefergestein herauslösten, sind teilweise feine Muster, Öffnungen und Linien zu erkennen. Einige Zellen sind zu größeren Haufen zusammengeklumpt, andere sehen aus wie geplatzte Zysten. Die größten Gebilde sind so komplex, dass es sich nach Meinung der Forscher fast um eine Art Gewebe handelt. Allerdings gebe es noch keine Anzeichen für Fasern, wie sie Pilze oder Flechten enthalten.

Paul Strother (Boston College, Weston) et al.: Nature Online-Publikation, doi:10.1038/nature09943 wissenschaft.de – Ute Kehse
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