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Ein großes Herz für den Klimawandel

Erde|Umwelt

Ein großes Herz für den Klimawandel
Körperliches Training macht auch Fische fit: Lachse, die anspruchsvolle Reiserouten zu ihren Laichplätzen bewältigen müssen, haben ein stärkeres Herzkreislaufsystem und sind unempfindlicher als ihre Artgenossen mit bequem erreichbaren Brutregionen. Das konnten kanadische Forscher an verschiedenen Rotlachspopulationen zeigen, die unterschiedliche Quellregionen im Osten Kanadas als Kinderstuben nutzen. Müssen sich die Fische auf ihrer Wanderung vom Meer in die oberen Flussläufe lange durch starke Strömungen kämpfen, reagieren sie zudem weniger empfindlich auf Temperaturschwankungen, stellten die Forscher fest. Diese Veranlagung macht die Sportler unter den Lachsen vermutlich widerstandsfähiger gegen die steigenden Wassertemperaturen im Rahmen des Klimawandels, schreiben die Wissenschaftler.

Der Rotlachs kommt an vielen nördlichen Küsten des Pazifiks vor. Erwachsene Tiere leben im offenen Ozean, geboren werden die Fische aber in Quell-Seen auf dem Festland, die über Flüsse mit dem Meer verbunden sind. Die Jungtiere leben dort etwa ein Jahr, dann wandern sie in den Pazifik. Dort bleiben sie zwei bis vier Jahre, bis sie wieder zurück zu ihrem Geburtsgewässer schwimmen, dort ablaichen und sterben. Die Strapazen, die sie auf ihrem Weg bewältigen müssen, können je nach Lage des Laichplatzes sehr unterschiedlich sein. Manche Lachse müssen lange und schwierige Strecken zurücklegen, andere haben es dagegen vergleichsweise bequem vom Meer zum Brutplatz. Die unterschiedlichen Lachspopulationen weisen deshalb auch leichte gentische Unterschiede auf.

Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie Fische von acht unterschiedlichen Lachspopulationen, die verschiedene Quell-Seen des Fraser Rivers in British Columbia als Laichplätze nutzen. Sie setzten die Versuchstiere in ein spezielles Aquarium, bei dem sich die Strömung und Temperatur variieren lässt. Dabei zeigte sich die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Lachse je nach Brutregion: Fische, die auf ihrer Wanderroute beispielsweise das sogenannte Hell’s Gate – ein Abschnitt in einem Seitenarm des Fraser Rivers mit vielen Stromschnellen – bewältigen mussten, waren besonders fit und hatten große Herzen. Vor allem, wenn die Forscher die Wassertemperatur erhöhten, bewiesen diese Tiere ihre hohe Leitungsfähigkeit, denn mit steigenden Temperaturwerten wird es für Fische zunehmend schwierig, ihre Muskeln ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.

Die Bestände der Rotlachse sind in den letzten Jahren zurückgegangen, sagen die Forscher. Einige Experten vermuten dahinter unter anderem auch einen Effekt der steigenden Flusstemperaturen im Rahmen des Klimawandels. Auch die Durchschnittstemperaturen des Fraser Rivers sind im in den vergangenen Jahren gestiegen, berichten die Forscher. Die Ergebnisse lassen ihnen zufolge nun hoffen, dass der Rotlachs anpassungsfähiger ist als bisher angenommen. So könnten sich die genetischen Varianten der Fische mit hoher Anpassungsfähigkeit mit der Zeit durchsetzen und die Populationen wieder stabilisieren.

Erika Eliason (University of British Columbia, Vancouver) et al: Science, Bd. 332, S. 109 dapd/wissenschaft.de – Martin Vieweg
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