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Die Lach-Infektion

Erde|Umwelt

Die Lach-Infektion
Ähnlich wie Menschen lassen sich auch Schimpansen vom Lachen anderer anstecken. Das schließen britische Forscher aus Beobachtungen von Schimpansen beim Umgang mit Artgenossen in der Gruppe. Mitlachen ist demnach auch bei Affen etwas ganz eigenes: Es hört sich den Untersuchungen zufolge anders an als spontanes Gelächter – die Abstände zwischen den Lauten sind beim Mitlachen vergleichsweise kurz. Das gleiche sei auch charakteristisch für diese Art des Lachens beim Menschen, sagen die Wissenschaftler. Außerdem konnten sie zeigen, dass ein Neuling in einer Schimpansengruppe deutlich häufiger mitlacht als die etablierten Gruppenmitglieder. Vermutlich versucht das Tier auf diese Weise die Zugehörigkeit zur Gruppe zu stärken – eine Verhaltensweise, die Menschen ebenfalls zeigen, wenn sie sich in eine Gemeinschaft integrieren wollen.

Lachen ist kein ausschließlich menschliches Verhalten: Alle Menschenaffen geben in bestimmten Situationen diese charakteristischen Laute von sich. Bei Affen haben Wissenschaftler bisher allerdings nur spontanes Lachen im Zusammenhang mit Spielen und bei Kitzelattacken untersucht. Der Mensch setzt Lachen dagegen zusätzlich auch zur Kommunikation ein, eine Funktion, bei der dem Mitlachen eine besondere Bedeutung zukommt: Es dokumentiert Friedfertigkeit und Verbundenheit. Genau diesen Zusammenhang glauben Marina Davila-Ross und ihre Kollegen nun auch bei Schimpansen nachgewiesen zu haben.

Ihre Beobachtungen führten die Verhaltensforscher an vier Schimpansengruppen im Chimpanzee Sanctuary Chimfunshi Wildlife Orphanage in Sambia durch. Insgesamt werteten sie dazu Filmaufnahmen zum Spielverhalten von 59 Tieren aus. Der Effekt des Mitlachens spiegelte sich den Forschern zufolge dabei bereits in der Länge der Spielszenen wider: Wenn ein Tier in das Gelächter der anderen einstimmte, dauerten die Interaktionen deutlich länger als ohne dieses soziale Signal.

„Das Phänomen des ansteckenden Lachens scheint tief in der Evolution der Primaten verankert zu sein“, sagt Studienleiterin Davila-Ross. Vermutlich haben bereits die gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Schimpanse vor über fünf Millionen Jahren Lachen als Botschaft verstanden. Dieses Verhalten sei demnach offenbar von zentraler Bedeutung für das Miteinander in Gruppen und die soziale Kommunikation. Beim Menschen habe sich der Einsatz des Lachens oder des Lächelns dann schließlich zu einem wichtigen Teil seiner emotionalen Intelligenz entwickelt: Dieses Verhalten wird heute unabhängig von jeder Kultur auf der ganzen Welt verstanden.

Marina Davila-Ross (University of Portsmouth) et al: Emotion, Bd. 11, Nr. 1 dapd/wissenschaft.de – Martin Vieweg
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