Wie bereits in früheren Studien gezeigt, war die Herzleistung der Bären deutlich gedrosselt, ergab die Auswertung: Während das Herz in den Sommermonaten 55-Mal in der Minute schlägt, waren es im Schlaf nur noch 14 Schläge. „Manchmal lagen sogar bis zu 20 Sekunden zwischen den einzelnen Herzschlägen“, berichtet Tøien. Außerdem stellten die Forscher fest, dass die Bären ihren Stoffwechsel auf 25 Prozent der normalen Leistung herunterfuhren. Dabei senkten sie gleichzeitig die Körpertemperatur um gerade einmal fünf bis sechs Grad. Das ist sehr ungewöhnlich: Normalerweise hängen Stoffwechsel und Körpertemperatur bei Tieren untrennbar zusammen, wobei die Faustregel gilt, dass bei einer Stoffwechselreduktion um 50 Prozent die Temperatur um 10 Grad fällt.
Die Körpertemperatur der Bären war jedoch nicht konstant, sondern schwankte im Rhythmus von zwei bis sieben Tagen zwischen 30 und 36 Grad. Diese Fluktuationen der Körpertemperatur wurden bisher bei keinem anderen winterschlafhaltenden Tier beobachtet, sagen die Forscher. Als die Bären aus dem Winterschlaf erwachten, lag die Körpertemperatur zwar wieder bei ihrem Normalwert von 37 Grad, doch der Stoffwechsel arbeitete noch nicht auf vollen Touren: Nach dem Aufwachen blieb er auf die Hälfte der normalen Leistung beschränkt, und es dauerte zwei bis drei Wochen, bis er wieder das Niveau der Sommermonate erreichte. Die Forscher nehmen daher an, dass bei Bären der Stoffwechsel und die Körpertemperatur erstaunlicherweise nicht miteinander gekoppelt sind .
„Als die Bären im Frühjahr aus dem Winterschlaf erwachten, hatten sie weder Muskel- noch Knochenmasse verloren – wie es bei Menschen zu erwarten wäre, die sich über einen so langen Zeitraum nicht bewegen“, erklärt Brian Barnes, der die Untersuchungen leitete. Daher, so seine Vermutung, wäre es in Zukunft möglich, neue Therapien gegen Osteoporose und Muskelschwund zu entwickeln, wenn die molekularen und genetischen Grundlagen des raffinierten Schutzmechanismus der Bären aufgeklärt werden könnten.