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Gibbons singen Dialekt

Erde|Umwelt

Gibbons singen Dialekt
Schopfgibbons haben genau wie Menschen Dialekte, haben Göttinger Forscher herausgefunden: Ihre Gesänge unterscheiden sich umso mehr voneinander, je weiter entfernt voneinander sie leben. Mit Hilfe dieser Unterschiede lässt sich sogar bestimmen, woher die Affen kommen, entdeckten die Wissenschaftler, als sie verschiedene Affengruppen aus Kambodscha, Laos, Vietnam und China beobachten. Am deutlichsten waren die Unterschiede zwischen im Norden und im Süden angesiedelten Tieren, während Gruppen, die nah beieinander lebten, auch die ähnlichsten Gesänge nutzten.

Schopfgibbons leben in den tropischen Regenwäldern Asiens. Der geräuschintensive Lebensraum zwingt sie dazu, mit anderen Artgenossen durch Gesänge zu kommunizieren. Dies tun Männchen und Weibchen gleichermaßen, häufig singen Pärchen aber auch im Duett – möglicherweise um ihre Bindung zu festigen. Die Wissenschaftler wollten nun wissen, ob es möglich ist, allein anhand der Gesänge festzustellen, in welchem Gebiet die Affen wohnen, ähnlich wie man bei Menschen aufgrund des Dialekts einen Bayern von einem Sachsen unterscheiden kann.

Dazu nahmen sie die Gesänge von sechs Arten von Schopfgibbons aus insgesamt 92 Gruppen auf, die an 24 verschiedenen Orten lebten. Mehr als 400 Liedbeispiele erfassten die dabei und analysierten diese anschließend auf 53 akustische Parameter wie Frequenz und Tempo. Anschließend verglichen die Forscher die Stimmaufnahmen mit dem Erbgut der Primaten aus 22 der 24 Populationen. Bei dem Genvergleich konzentrierten sie sich auf Mutationen des sogenannten mitochondrialen Cytochrom-b-Gens, das oft zur Bestimmung von Verwandtschaftsbeziehungen herangezogen wird.

Es zeigte sich, dass die vier Gesänge, die sich am meisten ähnelten, von denjenigen Arten stammten, die relativ nahe beieinander lebten – nämlich in Kambodscha, Laos und im Süden Vietnams. Diese Nähe spiegelte sich auch im Erbgut wider: Im Vergleich zu den Tieren aus dem Norden Vietnams und auch China ähnelten sich die untersuchten Gene der Affen am stärksten, die auch die am wenigsten unterschiedlichen Gesänge nutzten. Dies zeige, sagen die Wissenschaftler, dass die Gesänge der Tiere nicht nur zur Unterscheidung des Verwandtschaftsgrads dienen können, sondern auch Auskunft über ihre geographische Herkunft geben können. Van Ngoc Thinh fasst zusammen: „Jeder Gibbon hat zwar seinen eigenen Gesang, aber wie beim Dialekt von Menschen auch ähneln sich die Gesänge umso mehr, je näher die Tiere zusammenleben.“

Van Ngoc Thinh (Deutsches Primatenzentrum, Göttingen) et al: BMC Evolutionary Biology, doi: 10.1186/1471-2148-11-36 dapd/wissenschaft.de – Hans Groth
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