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Gene verändert, Blattlaus-Kolonien okay

Erde|Umwelt

Gene verändert, Blattlaus-Kolonien okay
Auf gentechnisch veränderten Weizen-Sorten leben die gleichen Blattlaus-Kommunen inklusive ihrer verschiedenen Parasiten wie auf unveränderten Getreide-Varianten. Das haben Schweizer Forscher jetzt nachgewiesen. Zwar schwankt die Zusammensetzung der Insekten-Gemeinschaften erheblich, das gilt jedoch für die herkömmlichen Weizenpflanzen ebenso wie für die transgenen – ein eindeutig auf den gentechnischen Eingriff zurückzuführender Einfluss ist nicht nachweisbar. Allerdings lasse sich diese Aussage nur für die beiden gentechnisch veränderten Pflanzen treffen, die aktuell untersucht worden seien und gelte nicht generell für die grüne Gentechnik, betonen die Forscher.

Frühere Studien der Forscher hatten bereits gezeigt, dass die Blattläuse selbst keinerlei Veränderungen aufweisen, wenn sie sich vom Pflanzensaft des genetisch veränderten Weizens ernähren. „Dennoch wäre es ja möglich gewesen, dass sich Auswirkungen bei den Fressfeinden der Blattläuse zeigen“, erklärt Studienleiter Jörg Romeis. Das wollten die Forscher mit ihrer aktuellen Untersuchung klären.

Dazu untersuchten sie das äußerst komplexe Räuber-Beute-System auf den Halmen des Weizens, das aus drei unterschiedlichen Blattlaus- und 21 parasitären Schlupfwespenarten besteht. Einige der Schmarotzer legen ihre Eier in die Blattläuse – die Larven ernähren sich dann von dem befallenen Insekt. Andere Arten dieser winzigen Wespen befallen wiederum die bereits parasitierten Blattläuse. Ihre Larven fressen also die darin lebenden Larven der bereits dort vorhandenen Schlupfwespenarten. Nicht selten kämen Stoffe oder Effekte von der ursprünglichen Nahrungsquelle in derartig vielschichtigen, voneinander abhängigen Lebensgemeinschaften erst in der zweiten oder dritten Stufe zum Tragen, sagen die Forscher.

Bei den Versuchspflanzen handelte es sich um eine Weizensorte, die ein künstlich eingebrachtes Gen für die Resistenz gegenüber der Pilzerkrankung Mehltau trägt. Die andere Sorte besitzt ein zusätzliches Gen, das ganz allgemein die Widerstandskraft der Pflanzen gegenüber Pilzerkrankungen erhöht. Beide Sorten sind aktuell nicht für den kommerziellen Anbau zugelassen – es handelt sich um Varianten, die extra für Forschungszwecke entwickelt wurden. Als Kontrollpflanzen dienten den Forschern die Ausgangssorten ohne die Genveränderungen.

Über zwei Jahre hinweg untersuchten die Wissenschaftler nun die Zusammensetzung der beteiligten Insektenarten auf den beiden transgenen Weizensorten und ihren genetisch unveränderten Kontrollpflanzen. „Die Populationsentwicklung ist immer von vielen Faktoren abhängig und schwankt demzufolge deutlich“, erläutert Studienleiter Romeis. Allerdings fanden die Forscher diese Schwankungen bei den transgenen Sorten im gleichen Maße wie bei den herkömmlichen Weizensorten. Dennoch betont Romeis: „Ob Auswirkungen auf Lebensformen zu erwarten sind, ist immer von der jeweiligen Genveränderung abhängig. Auch wenn in diesem Fall keine Effekte feststellbar waren, bleiben Untersuchungen zur Wirkung transgener Pflanzen in Nahrungsketten wichtig.“

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Jörg Romeis (Agroscope Reckenholz-Tänikon-Forschungsstation) et al: Biology Letters, doi:10.1098/rsbl.2010.1147 dapd/wissenschaft.de – Martin Vieweg
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