Dazu untersuchten sie das äußerst komplexe Räuber-Beute-System auf den Halmen des Weizens, das aus drei unterschiedlichen Blattlaus- und 21 parasitären Schlupfwespenarten besteht. Einige der Schmarotzer legen ihre Eier in die Blattläuse – die Larven ernähren sich dann von dem befallenen Insekt. Andere Arten dieser winzigen Wespen befallen wiederum die bereits parasitierten Blattläuse. Ihre Larven fressen also die darin lebenden Larven der bereits dort vorhandenen Schlupfwespenarten. Nicht selten kämen Stoffe oder Effekte von der ursprünglichen Nahrungsquelle in derartig vielschichtigen, voneinander abhängigen Lebensgemeinschaften erst in der zweiten oder dritten Stufe zum Tragen, sagen die Forscher.
Bei den Versuchspflanzen handelte es sich um eine Weizensorte, die ein künstlich eingebrachtes Gen für die Resistenz gegenüber der Pilzerkrankung Mehltau trägt. Die andere Sorte besitzt ein zusätzliches Gen, das ganz allgemein die Widerstandskraft der Pflanzen gegenüber Pilzerkrankungen erhöht. Beide Sorten sind aktuell nicht für den kommerziellen Anbau zugelassen – es handelt sich um Varianten, die extra für Forschungszwecke entwickelt wurden. Als Kontrollpflanzen dienten den Forschern die Ausgangssorten ohne die Genveränderungen.
Über zwei Jahre hinweg untersuchten die Wissenschaftler nun die Zusammensetzung der beteiligten Insektenarten auf den beiden transgenen Weizensorten und ihren genetisch unveränderten Kontrollpflanzen. „Die Populationsentwicklung ist immer von vielen Faktoren abhängig und schwankt demzufolge deutlich“, erläutert Studienleiter Romeis. Allerdings fanden die Forscher diese Schwankungen bei den transgenen Sorten im gleichen Maße wie bei den herkömmlichen Weizensorten. Dennoch betont Romeis: „Ob Auswirkungen auf Lebensformen zu erwarten sind, ist immer von der jeweiligen Genveränderung abhängig. Auch wenn in diesem Fall keine Effekte feststellbar waren, bleiben Untersuchungen zur Wirkung transgener Pflanzen in Nahrungsketten wichtig.“