Christian Voigt und Daniel Lewanzik vermuteten, dass das Sonnenlicht der entscheidende Faktor für das Ausweichen der Fledermäuse in die Stunden der Dunkelheit ist. Voigt hatte bereits im Jahr 2000 nachweisen können, dass die Stoffwechselrate bei fliegenden Fledermäusen 8- bis 15-mal höher ist als im Ruhezustand. Durch diese große körperliche Aktivität entsteht Wärme, die die fliegenden Tiere ableiten müssen. Hinzu kommt, dass Fledermäuse auch die Wärme ihrer Umgebung aufnehmen: Scheint die Sonne, absorbieren ihre dunklen Flügel einen Großteil des kurzwelligen Strahlungsanteils des Sonnenlichts, was zu einer weiteren Erhitzung der Tiere führt.
Da Fledermäuse auf ihren Flügeln keine Schweißporen besitzen, erlaubt nur die an den Flügeln vorbeiströmende Luft Kühlung. Allerdings sind Wärmeaufnahme und -abgabe während des Fluges nicht immer gleich, sondern hängen unter anderem von der Art der Flügelbewegung ab. Zudem absorbiert eine gespannte Flügelmembran weniger Hitze als eine entspannte. Die Fledermäuse können also durch eine gezielte Anpassung ihrer Flügelbewegungen die Menge an aufgenommener und abgegebener Hitze regulieren. Dafür zahlen sie jedoch einen Preis: Sie müssen einen suboptimalen Flugstil in Kauf nehmen, was zumindest theoretisch mit einem höheren Energieverbrauch einhergehen müsste.
Um das in der Praxis zu testen, maßen die Forscher die Körperkerntemperatur und die Stoffwechselrate von Brillenblattnasen-Fledermäusen vor und nach Flügen bei Nacht und im Tageslicht. Ihr Ergebnis: Zwar unterschied sich die Körpertemperatur bei Tag- und Nachtflügen nicht sehr – nachts stieg sie um drei, tagsüber um fünf Grad Celsius -, die Stoffwechselrate der Tiere war bei Tagesflügen allerdings um 15 Prozent höher als bei Nachtflügen. Die Fledermäuse können ihren Wärmehaushalt demnach tatsächlich auch bei erhöhter Umgebungstemperatur und Sonneneinstrahlung gut regulieren, folgern die Forscher. Das bezahlen sie jedoch mit dem erhöhten Energieaufwand für den suboptimalen Flug. Lohnen könnten sich Tagflüge nach Ansicht der Wissenschaftler also lediglich dann, wenn es ein äußerst gutes Futterangebot gibt und/oder die Gefahr durch einen Feind sehr gering ist.