Für die Studie belauschten die Forscher Larven, Puppen und erwachsene Tiere der europäischen Ameisenart Myrmica scabrinodis mit speziellen Mikrophonen. Dabei stellte sich heraus: Larven sind tatsächlich stumm, aber die Puppen geben durchaus schon Laute von sich, die denen der erwachsenen Tiere ähneln. Das entsprechende Organ ist bei ihnen bereits ausgebildet: Es befindet sich in der Verbindung des Unterleibs mit dem restlichen Insektenkörper. Damit erzeugen die Ameisen und also auch ihre Puppen schabende Laute. Bei den Puppen sind sie allerdings pulsierend und nicht so komplex wie bei den erwachsenen Tieren, berichten die Forscher.
Wenn Ameisensprache aus Lautsprechern tönt
Um zu testen, ob diese Laute das Verhalten von Ameisen beeinflussen, spielten die Forscher Arbeiterinnen diese Signale über kleine Lautsprecher vor. Als Vergleich diente Rauschen – ein unbestimmtes Geräusch, das mit Ameisen nichts zu tun hat. Außerdem spielten sie ihren sechsbeinigen Probanden auch die Töne erwachsener Artgenossen vor. Ergebnis: Das Rauschen aus den Lautsprechern ließ die Arbeiterinnen kalt, die Laute der Puppen und erwachsener Artgenossen erregten dagegen ihre Aufmerksamkeit. Sie untersuchten den Lautsprecher mit den Fühlern und zeigten umsorgendes Verhalten: Sie nahmen eine wachende Pose ein oder begannen sogar, um den Lautsprecher herum zu graben.
Die Forscher führten nun weitere Experimente durch, um der Bedeutung der Laute der Puppen genauer nachzugehen: Sie machten dazu einige von ihnen künstlich stumm und streuten sie gemeinsam mit Larven auf Testfelder aus, auf denen sich Arbeiterinnen befanden. Normalerweise würden die Ameisen nun zuerst die wertvolleren Puppen retten. Doch diese Präferenz war nun nicht mehr feststellbar: Stumme Puppen wurden gegenüber den Larven nicht bevorzugt. Der Laut ist also ein Signal, das eine Information über den Entwicklungsstatus vermittelt, folgerten die Forscher. Vermutlich ersetzen in dieser Phase eines Ameisenlebens akustische Signale die Informationsübermittlung durch chemische Botenstoffe, sagen Luca Casacci und seine Kollegen.