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Hunde sind echte Menschenkenner

Erde|Umwelt

Hunde sind echte Menschenkenner
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Hunde erkennen unsere Gefühl am Ausdruck (Foto: DRB images/ iStock)
Der Hund ist nicht nur der sprichwörtlich beste Freund des Menschen, er scheint auch jede unserer Stimmungen geradezu an unseren Augen abzulesen. Aber stimmt das auch? Wie gut Hunde tatsächlich unsere Emotionen verstehen, haben Forscher nun genauer überprüft. Dabei zeigte sich: Hunde können anhand unseres Gesichtsausdrucks offenbar tatsächlich auf unsere Stimmung schließen. Auch ohne Training blicken sie instinktiv das Gesicht länger an, dessen Ausdruck mit einem fröhlichen oder ärgerlichen Laut übereinstimmt.

Hunde sind durch ihre Jahrtausende lange Domestikation in ganz besonderer Weise auf uns Menschen ausgerichtet. Sie sind dadurch nicht nur untereinander hochgradig sozial, sondern haben einige ihrer sozialen Fähigkeiten auch auf den Umgang mit uns – einer fremden Art – übertragen. So können sie aus unserem Tonfall oft heraushören, ob wir ärgerlich sind oder guter Stimmung. Schauen sich Hund und Mensch tief in die Augen, wird zudem bei beiden Partnern das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet, wie Forscher vor kurzem herausfanden.

Auch das zeigt, wie eng Mensch und Hund verbunden sind. Eine Fähigkeit der Hunde war aber bisher umstritten: das Erkennen unserer Stimmung anhand unseres Gesichtsausdrucks.  Zwar hat eine Studie kürzlich bewiesen, dass Hunde nach etwas Training ein lächelndes von einem neutralen oder ärgerlichen menschlichen Gesicht unterschieden können. „Aber diese Ergebnisse könnten auch durch einfache Assoziation und das Training erklärt werden“, sagen Natalia Albuquerque von der University of Lincoln und ihre Kollegen. Ob der Hund einfach nur die Merkmale der verschiedenen Gesichtsausdrücke gelernt hat oder aber wirklich begreift, welche Emotion dahintersteckt, ließ sich allein durch diesen Versuch nicht belegen.

Deshalb haben die Forscher nun Hunde in einem weiteren Experiment auf die Probe gestellt. Sie zeigten 17 in einer Familie gehaltenen Hunden verschiedenster Rassen jeweils zwei Portraits von entweder menschlichen oder Hunde-Gesichtern. Eines dieser Gesichter schaute freundlich und in Spiellaune, das andere dagegen aggressiv. Während die Hunde die Menschengesichter sahen, ertönte entweder ein kurzes Wort in freundlichem, neutralem oder aggressivem Tonfall. Bei den Hundegesichtern ertönten die entsprechenden Hundelaute. Die Forscher beobachteten nun, ob die Hunde das Gesicht mit dem zum Tonfall passenden Gesicht länger anschauten oder nicht. Denn wenn der Hund die Mimik als Ausdruck einer Emotion versteht, dann sollte er erkennen, wann Ton und Bild zusammenpassen und welches Gesicht ihn gewissermaßen gerade „angesprochen“ hat.

Ausdruck erkannt

Und tatsächlich: „Die Hunde zeigten eine klare Präferenz für das jeweils passende Gesicht in 67 Prozent der Durchgänge“, berichten Albuquerque und ihre Kollegen. Die Hunde blickten dann bei einem ärgerlichen Laut das Hunde- oder Menschengesicht mit dem aggressiven Ausdruck länger an. Bei einem positiven Laut musterten sie dagegen das fröhliche Gesicht länger. Ertönte ein neutraler Laut, behandelten die vierbeinigen Probanden beiden Gesichter gleich. Diese Reaktionen erfolgten ohne jedes vorherige Training, wie die Wissenschaftler betonen. „Das spricht dafür, dass die Hunde den emotionalen Ausdruck der Gesichter erkennen und interpretieren können“, sagen die Forscher. „Sie besitzen wahrscheinlich zumindest ansatzweise die Fähigkeit zu einer emotionalen Kategorisierung.“ Der Versuch zeigt auch, dass die Vierbeiner Informationen aus zwei verschiedenen Sinneskanälen miteinander abgleichen können – eine Fähigkeit, die so bisher nur bei Menschenaffen nachgewiesen ist, wie Albuquerque und ihre Kollegen erklären.

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Hunde reagieren demnach nicht bloß auf angelernte Schlüsselreize in unserer Mimik, sondern scheinen wirklich zu verstehen, dass dieses Gesicht ein Gefühl ausdrückt – und auch welches. Erstaunlich daran ist die Tatsache, dass diese Fähigkeit sich nicht nur auf die Gesichtsausdrücke von Artgenossen erstreckt, sondern auch auf ein artfremdes Wesen – den Menschen. „Eine solche heterospezifische Erkennung von Emotionen ist bisher von anderen Tieren nicht bekannt“, sagen die Wissenschaftler. Sie vermuten, dass sich diese Fähigkeit beim Hund wahrscheinlich im Laufe seiner Domestikation entwickelte. Die unter Artgenossen stark ausgeprägte Sensibilität für die Befindlichkeiten anderer übertrugen die Hunde dabei auf ihre neue Bezugsperson – den Menschen.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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