Schabenkörper ist Behausung und Futter zugleich
Um ihre Larve mit Nahrung zu versorgen, betäubt das Juwelwespen-Weibchen zunächst ihr meist deutlich größeres Opfer. Die auf diese Weise gefügig gemachte Schabe führt sie dann zu einer von ihr gegrabenen Höhle und legt ein einzelnes Ei ans Bein des Insekts. Wenn daraus nach kurzer Zeit die Larve schlüpft, bohrt diese zunächst ein Loch in die Brusthaut der Schabe und saugt dadurch wie durch einen Strohhalm Körperflüssigkeit auf. Nach etwa sieben Tagen beginnt dann die nächste Phase: Die Larve kriecht komplett in die Schabe hinein und ernährt sich dort von den Geweben und Organen.
„In dieser Zeit dient die Wirtsschabe sowohl als Nahrung als auch als Behausung für die Larve“, erklären die Forscher. Sie sei daher sowohl zersetzenden als auch krankheitserregenden Keimen stark ausgesetzt. Wie die Wissenschaftler in Analysen feststellten, sind die Großschaben sowohl außen als auch innen meist mit reichlich Bakterien der Art Serratia marcescens verseucht. Dieser Keim könne schwere Blutvergiftungen bei Insektenlarven hervorrufen und sei daher eine tödliche Gefahr für die Wespenlarven.
Klare Tropfen gegen die Infektion
Um herauszufinden, wie sich die Ampulex-Larven vor dieser Gefahr schützen, beobachteten die Forscher diese zunächst durch ein Loch in der Panzerung der Wirtsschabe. Wie sie feststellten, gab die Larve mehrfach Tropfen einer klaren Flüssigkeit in die Körperhöhle der Schabe ab und verteilte dieses Sekret anschließend. Nähere Analysen ergaben, dass das Sekret neun zuvor weder bei den Wespen noch bei den Schaben bekannte chemische Verbindungen enthielt. Darunter waren auch zwei, die in der Medizin bereits als antimikrobielle Wirkstoffe erforscht werden.
Um zu testen, ob diese beiden Verbindungen, R-Mellein und Micromolid, tatsächlich gegen die krankmachenden Keime in der Schabe wirken, gaben die Forscher diese in Kulturen mit Bakterien der Arten Serratia marcescens und Staphyolcoccus hyicus. Das Ergebnis: Zusammen schafften es die Substanzen, das Wachstum beider Keime radikal zu bremsen. „Das zeigt, dass die Wespenlarven tatsächlich ihre Wirte mit diesen antimikrobiellen Sekreten desinfizieren“, konstatieren Herzner und ihre Kollegen. Die Larve schütze sich damit vor einem breiten Spektrum schädlicher Bakterien und sei so gut gegen den unvorhersehbaren Mikroben-Cocktail ihres jeweiligen Wirts gewappnet.