Die verschiedenen Kontrastveränderungen, die durch die Streifenbewegung auftreten, werden von den Fotorezeptoren des Auges wahrgenommen. Weitergeleitet werden sie dann von Nervenzellen, den sogenannten Laminazellen, von denen jeweils fünf – bezeichnet mit L1 bis L5 – direkt hinter jeder Sinneszelle liegen. In ihrem Test setzten die Wissenschaftler nun einzelne dieser Laminazellen außer Gefecht, während die Fliege bewegte Muster sah. Ergebnis: Offenbar sind die Zellen L1 und L2 die Haupteingangskanäle in das Bewegungssehsystem der Fliege. Das Spannende dabei: Die Zellen übertragen jeweils nur bestimmte Teilinformationen. So reagiert L1 beispielsweise nur bei Helligkeit, während L2 nur die Information über eine sich bewegende Hell-Dunkel-Kante, also ein Licht-aus-Signal, überträgt. Dies ist eine eindeutige Parallele zum Wirbeltierauge, wo sogenannte ON- und OFF-Bipolarzellen ebenfalls nur auf gerichtete Kontrastveränderungen reagieren.
„Es kann kein Zufall sein, dass wir dieses Aufspalten von Kontrastinformation bei allen Wirbeltieren und jetzt auch bei Fliegen finden“, sagt Alexander Borst. Der Neurobiologe hat auch schon eine Theorie, warum diese Verschaltung von der Evolution so konsequent beibehalten wurde: „Das Gehirn spart auf diese Weise Energie. Würde nur eine Zelle die Information über die verschiedenen Kontraständerungen weiterleiten, müsste sie eine Grundspannung halten, die sich bei ‚Licht an‘ verstärkt und bei ‚Licht aus‘ abschwächt. Solch eine Grundspannung kostet Energie. Zwei Zellen zu haben, ist daher effizienter, denn sie brauchen jeweils nur dann aktiv zu werden, wenn ‚ihre‘ Kontraständerung auftritt.“