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Ein skurriles Tier im Visier

Erde|Umwelt

Ein skurriles Tier im Visier
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Dreifinger-Faultier (Bradypus Tridactylus). Credit: Universität Zürich
Das Faultier galt lange Zeit zu Unrecht als Ausnahme unter den Säugetieren: Ihm wurden fälschlicherweise 10 Halswirbel zugeschrieben – tatsächlich hat es jedoch lediglich die üblichen sieben, hat jetzt ein internationales Forscherteam unter der Beteiligung von Vera Weisbecker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena nachgewiesen. Die Biologen hatten die Entwicklung der Halswirbel an Faultier-Embryonen untersucht und dabei festgestellt, dass es sich bei den vermeintlichen Halswirbeln nur um Brustwirbel handelt, denen die Rippenfortsätze fehlen. Über die Untersuchungen der Forscher berichtet die Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Die Zahl der Wirbel zeigt im Tierreich eine große Bandbreite. So besitzen beispielsweise Tiere mit einem Schwanz mehr Wirbel als solche ohne. Auch bei der Anzahl der Halswirbel ist das so: Schwäne haben zum Beispiel doppelt so viele Halswirbel wie Amseln. Bei Säugetieren ist das allerdings nicht der Fall: Alle der rund 5.000 bekannten Säugetierarten – von der Giraffe über den Menschen bis zur Maus – haben genau sieben Halswirbel. Eine einzige rätselhafte Ausnahme von dieser Regel schien es zu geben: das Faultier. Der ungewöhnliche Baumbewohner hat nämlich acht bis zehn Wirbel im Hals, die den üblichen Kriterien für Halswirbel bei allen anderen Säugern entsprechen: Sie weisen im Gegensatz zu Brustwirbeln keine Rippenansätze auf und befinden sich oberhalb des Schultergürtels. Die Anzahl dieser vermeintlichen Halswirbel kann dabei sogar innerhalb einer Art variieren – manche Exemplare haben acht, während ihre Artgenossen über zehn Pseudo-Halswirbel verfügen.

Für diesen seltsamen Wirbelsäulenbauplan wollten die Forscher mit ihrer Studie nun eine Erklärung finden. Mit der Computertomographie untersuchten sie die Entwicklungsprozesse von Hals- und Brustwirbeln an seltenen Faultier-Embryonen aus Museumssammlungen und verglichen diese Ergebnisse mit denen von anderen Säugern. Ergebnis: Die unteren ein bis drei vermeintlichen Halswirbel der Faultiere entstehen ähnlich wie Brustwirbel – lediglich mit dem Unterschied, dass sie nicht mit Rippen versehen sind. “Wir sind daher zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei den letzten beiden vermeintlichen Halswirbeln schlicht um rippenlose Brustwirbel handelt”, fasst Weisbecker zusammen. Damit reduziert sich die Zahl der tatsächlichen Halswirbel auch beim Faultier auf sieben – womit folglich selbst diese skurrile Tierart den für Säugetiere typischen Wirbelsäulenbauplan besitzt.

Friedrich-Schiller-Universität Jena dapd/wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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