Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Verschlafene Piepmätze

Erde|Umwelt

Verschlafene Piepmätze
Auch unter Blaumeisen gibt es Langschläfer, Morgenmuffel und Frühaufsteher. Das hat eine Forschergruppe vom Max-Planck-Institut für Ornithologie entdeckt, als sie eine Blaumeisenkolonie über zwei Jahre lang genau beobachtete. Demnach sind die Schlafgewohnheiten der Tiere zwar geprägt von Jahreszeit und Lichtverhältnissen, zusätzlich gibt es jedoch auch sehr große Unterschiede zwischen einzelnen Vögeln und auch zwischen den Geschlechtern. Einige Verhaltensmuster erscheinen dabei sehr vertraut: Weibchen wachen beispielsweise nachts sehr viel häufiger auf als Männchen, und junge Blaumeisen lungern nach dem Aufwachen gerne noch eine Zeit im Nistkasten herum. Dies sei das erste Mal, dass derartig große individuelle Unterschiede in freie Wildbahn beobachtet werden konnten, berichtet das Institut in Seewiesen über die Arbeit von Corinna Steinmeyer und ihren Kollegen.

Die Beobachtung der Meisen war recht aufwendig und erforderte ausgefeilte Technik: In einem Naturwaldreservat in Süddeutschland fingen die Forscher 60 männliche und 36 weibliche Blaumeisen ein und statteten sie mit extrem leichten Sendern aus. So konnte jedes individuelle Tier leicht identifiziert werden. Zusätzlich installierten die Ornithologen Infrarotkameras in den Nistkästen, um die Vögel auch nachts im Blick zu haben, und bauten Messsensoren für Helligkeit und Temperatur an die Kästen an. Zwei Jahre lang registrierten sie auf diese Weise verschiedene Schlafparameter bei den Blaumeisen.

Bei der Auswertung sei als erstes ein ausgeprägter Jahreszeiteneffekt ins Auge gestochen, berichten die Wissenschaftler: Im Winter schliefen die Meisen fast fünf Stunden länger als im Sommer. Die Hauptrolle dabei spielten offenbar Licht und Temperatur, denn auch unabhängig von der Jahreszeit standen Meisen aus kalten, hellen Gebieten früher auf als ihre Artgenossen an wärmeren oder dunkleren Standorten. Wie erwartet, waren fast alle Männchen Frühaufsteher ? schließlich müssen sie durch ihren Gesang mögliche Rivalen vor einem Eindringen in ihr Territorium warnen.

Die Weibchen dagegen neigten eher zu späterem Aufwachen und schliefen im Schnitt eine Viertelstunde länger als die Männchen, vor allem in der Brutperiode. “Das könnte daran liegen, dass die Weibchen zu Beginn der Brutsaison ein höheres Schlafbedürfnis als die Männchen haben, da sie sich physiologisch auf die kräftezehrende Aufgabe des Eierlegens und Brütens vorbereiten müssen”, erläutert Steinmeyer. Vielleicht holen die Langschläfer aber auch einfach verlorenen Nachtschlaf nach: Einige Meisen schliefen extrem unruhig und wachten bis zu 230 Mal pro Nacht auf, wobei sie umherliefen, sich putzten oder ihre Beine streckten. Andere kamen dagegen nur auf 23 Aufwachperioden pro Nacht.

Auch morgens nach dem Aufwachen beobachteten die Forscher deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Tieren: Jüngere Meisen tendierten dazu, allgemein länger im gemütlichen Nistkasten zu bleiben, und auch viele Weibchen brauchten mehr Zeit, bis sie ihr Zuhause verließen als die Männchen. Diese ausgeprägten individuellen Schlafmuster werfen laut den Wissenschaftlern neue Fragen auf ? etwa ob sie vererbt werden oder ob sie den Fortpflanzungserfolg der Tiere beeinflussen.

Anzeige
Max-Planck-Institut für Ornithologie dapd/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Sum|me  〈f. 19〉 1 〈Math.〉 Ergebnis einer Addition 2 Geldbetrag … mehr

Zahn|pul|ver  〈[–vr] n. 13〉 Pulver zur Zahnpflege

Flim|mer|zel|le  〈f. 19; Biol.〉 Epithelzelle, die Flimmerhärchen trägt

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige